Mittwoch , 24 April 2024
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Sex sells – warum Erotik beim Verkauf extrem manipuliert

bikinigirl_palmeMänner können es nur selten lassen: Sanft wird die Hand auf das blitzende, glatte Metall gelegt und die Kurven fast schon liebevoll gestreichelt. Die Rede ist nicht von einem nett verpackten Frauenkörper, sondern vielmehr von den abgerundeten Kotflügeln eines Autos, die, dank der Findigkeit der Produktdesigner, ziemlich erotisch in das Auge des männlichen Betrachters gelangen. Doch auch Frauen sind nicht vor den unbewussten erotischen Messages in den Auslagen der Kaufhäuser, auf den Portalen des Internets oder im Fernsehen gefeit. 

„Sex sells“ sind nur zwei harmlose englische Wörter, allerdings sorgen sie für ungeahnte Umsätze und das selbst bis in die Branchen, die eigentlich knallharte Technik produzieren.

In der Werbung ist der manipulative Verkauf mit erotischen Akzenten schon lange bekannt. Bereits um die Jahrhundertwende, zwischen 1890 und 1905, wurde durch eine Brauerei mittels Fotografien und deren emotional besetzten Inhalten, um Kunden geworben. Bis heute hat sich nichts an Sex sells verändert. Im Gegenteil, denn aufgrund der stetig fortschreitenden psychologischen Erkenntnisse, wird mit der verdeckten, jedoch unterbewusst wahrnehmbaren Erotik, gezielt im Sinne der Werbung und des Verkaufens ein manipulatives, umsatzförderndes Element eingesetzt. Das dem unbedarften Konsumenten hierbei so manches suggeriert wird, das nur selten zu den erhofften realen Effekten des gekauften Produkts oder in Anspruch genommenen Dienstleistung führt, ist ein gekonntes Mittel ausgefeilter Werbefachleute, Produktdesigner und Texter.

Ob schnittige Autos oder Motorräder, ein auf den ersten Blick technisiertes Gerät oder Lebensmittel und Kosmetika – Erotik schwingt inzwischen in jeglicher Form der Werbung mit. Gefühle kaufen, so lässt sich diese Sehnsucht der Konsumenten kurz umschreiben, denn schlussendlich geht es im eigentlichen Sinne nicht um die Erfüllung niedriger, erotischer Emotionen. Sehnsüchte nach Macht, Luxus, Aufmerksamkeit oder das Gefühl der Erhabenheit und des Gewinns, liegen zumeist der Tatsache zugrunde, dass Männer wie Frauen Produkte kaufen oder Leistungen in Anspruch nehmen, die sie rein grundsätzlich nicht benötigen. Zumindest nicht zum Überleben benötigen, ist hier die richtige Aussage, denn auch ohne eine Harley, einen Jaguar oder ein anderes Fahrzeug der mittleren und oberen Klasse, wird einem nicht die Luft zum Atmen genommen. Auch das Deo, welches aus werbender Sicht dafür sorgen soll, dass nach dem Aufsprühen die Frauen wie Magnete angezogen werden, kann nicht das Überleben sichern. Aber es kann, wie so viele weitere Artikel und Produkte des täglichen oder luxuriösen Bedarfs, dazu führen, dass man sich besser fühlt, Neid auslösen oder einfach dem Prinzip Hoffnung zusätzliche Nahrung liefern kann.

Interessanterweise sehen es viele Experten inzwischen mit einem etwas negativen Blick, wenn sich zu viel an Erotik in eine Werbung einschleicht. Sehr häufig entsteht bei solch einem manipulativen Vorgehen ein sogenannter Vampir-Effekt, der bei potenziellen Kunden dafür sorgt, dass nur noch das erotische Element eine Beachtung findet, aber nicht das Produkt an sich. Ein Effekt, der natürlicherweise den Interessen der Verkaufenden deutlich den Weg des Erfolges versperren kann. Fakt ist demgegenüber, dass innerhalb der Lernpsychologie bereits festgestellt werden konnte, dass sich Produkte oder Produktnamen weitaus besser in das Gedächtnis einprägen, wenn diese in einem emotionalen Kontext gebracht werden. Starke Gefühle, so etwa Angst, Wut, Freude oder Ekel, sind hierbei die ausschlaggebenden Emotionen, die eine Werbebotschaft deutlich unterstützen.

Neu ist das alles nicht, denn Forscher und Fachleute gehen davon aus, dass schon in der frühesten menschlichen Kultur die Erotik als Mittel zum Zweck des Tauschens und Handelns ihren Einsatz fand. Spannend ist bei diesem Thema, dass, wenn man erst einmal etwas die Hintergründe der Werbebranche kennt, Werbespots oder Inserate und weitere werbende mediale Botschaften mit gänzlich anderen Augen betrachtet. Und somit eine höhere Sensibilität für Werbebotschaften entwickelt, die deutlich mehr Fragen und Zweifel auf den Plan wirft. Ob man folgend weniger leicht zu einem Kauf animiert werden kann, bleibt jedoch von den individuellen Sehnsüchten des Einzelnen abhängig, denn manchmal hilft selbst das Wissen um eine Manipulierung nicht dazu, diese zu unterbinden oder zumindest nicht „mehr“ als nötig unterbewusst zu kaufen. Letzteres ist  übrigens oftmals mit der Realität verbunden, dass etwas erstanden wird, was man eigentlich nicht wirklich gebraucht oder will. Oder mit finanziellen Belastungen belegt ist, die schlussendlich dem Gefühl der Befriedung seiner geheimen Sehnsüchte keinen wahren Nährboden mehr verleihen können.

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