Freitag , 29 März 2024
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28 Jahre Haft für korrupten Richter

michael_mooreErst kürzlich wurde Michael Moores Dokumentarfilm „Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte“ vom ZDF ausgestrahlt. Schockierendes Detail: Richter Mark Ciavarella schickte zwischen 2003 und 2008 Tausende Kinder und Jugendliche, aus oft lächerlichen Anlässen, für mehrere Monate ins Gefängnis. Bei der betroffenen Jugendstrafanstalt handelte es sich um ein privates Unternehmen. Und dieses bezahlte den Richter mit zumindest einer Million Dollar für seine „Härte“. Schon im Februar wurde er vor einem Geschworenengericht für schuldig befunden. Gestern wurde das Urteil gefällt: 28 Jahre Haft für den 61-Jährigen.

Michael Moores Dokumentarfilm mag in Deutschland für Verwunderung gesorgt haben. Er berichtete unter anderem über eine Jugendstrafanstalt in Pittstone Township im US-Bundesstaat Pennsylvania, mit dem einladenden Namen „PA Child Care“, also Kinderheim, das sich in privaten Händen befindet. Die Kosten für die Verwahrung der Kinder und Jugendlichen werden aus öffentlichen Mitteln beglichen – und das Unternehmen kalkuliert saftige Gewinne. Saftig genug, um den Jugendrichter Mark Ciavarella mit zumindest einer Million Dollar, die Anklage ging von 2,6 Millionen aus, zu bestechen, um die Kapazität der Strafanstalt weitgehend auszulasten. Wie u. a. der Guardian wissen lässt, wurden vom Obersten Gerichtshof in Pennsylvania nicht weniger als 4.000 Urteile dieses Richters wieder aufgehoben. Die jüngsten seiner Opfer waren nicht älter als 10 Jahre und hatten sich teils lächerlicher Diebstähle schuldig gemacht. In vielen Fällen hatte der Richter den Beschuldigten jede Möglichkeit der Verteidigung verwehrt.

Übrigens, privat betriebene Gefängnisse, also auch für Erwachsene, gibt es in den Vereinigten Staaten in großer Zahl. Dadurch wird auch verständlich, warum der Pro-Kopf-Durchschnitt von Inhaftierten in Relation zur Gesamtbevölkerung in den USA siebenmal höher liegt als in den meisten anderen Ländern, einschließlich China. Ein Viertel aller landesweit Inhaftierten sitzt wegen minimaler Marihuana-Delikte ein, etwa dem Besitz geringer Mengen dieser illegalen Substanz. In anderen Ländern werden derartige Vergehen bestenfalls mit Verwaltungsstrafen, nicht jedoch mit Haftstrafen, abgetan.

Richter Ciavarella, der nun selbst für Umsätze in einer Strafanstalt sorgt, soll jede Schuld von sich gewiesen haben. Beim nachgewiesenen Erhalt von exakt $ 997.600 handelte es sich, seiner Meinung nach, um keinen Rechtsbruch. Vermutlich wird er bis zum Ende seines Lebens ausreichend Zeit und Möglichkeit dazu haben, über das, was er wegen Geldgier Tausenden jungen Leuten angetan hat, ausführlich nachzudenken.

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