Donnerstag , 25 April 2024
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Kindertagesstätten – Diagnose negativ!

schreiendes_kindKindertagesstätten in Deutschland geben den Eltern oder Alleinerziehenden die Möglichkeit, sich beruflich freier bewegen zu können. Befürworter dieser frühkindlichen Betreuungsform sehen in diesen zudem die positive Möglichkeit, dass bereits ab dem Babyalter, dank der Betreuung außerhalb der elterlichen vier Wände, für eine geistige, motorische und soziale Förderung der Kleinen gesorgt werden kann. Dass jedoch Kindertagesstätten nicht zwingend notwendig nur positive Aspekte in sich bergen, wollen die wenigsten Menschen erkennen. Und doch ist es so, dass bei einer genaueren Betrachtung durchaus gesagt werden kann: Kindertagesstätten – Diagnose negativ! 

Was haben sich in den letzten Jahrzehnten die Zeiten verändert. Gab es früher noch das Gefüge der Großfamilie, die dafür sorgte, dass eine Kinderbetreuung in den eigenen vier Wänden praktiziert werden konnte, zeigt sich heute die Kleinfamilie als Realität. Doch auch hier muss man gleich wieder relativieren, denn angesichts der ständigen partnerschaftlichen Trennungen, besteht immer häufiger das Wort Familie aus einer Mutter oder einem Vater und deren Kindern. Ob als Alleinerziehender Elternteil oder als Paar mit Kindern – das Thema Fremdbetreuung des Nachwuchses ist täglich präsent. Mit weitreichenden negativen Folgen aller Familienmitglieder und hier besonders für die Kinder. Warum überhaupt Fremdbetreuung, wenn man sich doch in den meisten Fällen ein oder mehrere Kinder gewünscht hat?

Die Beantwortung lässt sich nicht pauschalisieren, zu vielfältig sind die Gründe, weshalb Eltern ihre Kinder bereits mit einem Alter von wenigen Monaten aus dem Haus geben. Vordergründig findet sich natürlich der Wunsch oder das Muss des Arbeitengehens, wobei bei den heutigen finanziellen Zuständen im Land eher davon ausgegangen werden muss, dass dem Nachgehen einer Teilzeit- oder Vollzeitarbeit der Zwang des Geldverdienens zugrunde liegt. Bei durchschnittlichen Vollzeitlöhnen von knapp 1200€ ist es leicht nachzuvollziehen, dass das traditionelle Gefüge „Mutter ist zuhause, Vater sorgt für den Lebensunterhalt“, kaum mehr zu halten ist, zumal diese Konstellation als Alleinerziehende(r) gar nicht in Betracht kommt. Unabhängig dessen, welcher Grund dazu führt, dass Eltern bereits ihr Baby in die Hände von Erziehern geben, und das über einen Zeitraum von sechs bis acht Stunden, zeigt sich bei einer genaueren Betrachtung, dass dadurch Belastungen auf das Kind eintreffen, mit denen es aufgrund seines Alters in keinster Weise umgehen kann.

Man muss sich zum Nachvollziehen des kindlichen Befindens einmal vor Augen halten, dass rein grundsätzlich der Mensch kein Nestflüchter ist. Dies lässt sich allein schon daran erkennen, dass die meisten Kinder bis zu einem Alter von rund 20 Jahren bei den Eltern wohnen und diese sich um das Wohl des Nachwuchses kümmern. Gerade in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes zeigt sich, dass die Bindung zu Vater, Mutter oder einer anderweitigen Einzelperson sehr stark ist. Nähe, Liebe und Geborgenheit, geregelte Schlafens- und Essenszeiten, Ruhe und eine kindgerechte beziehungsweise altersgerechte Förderung sind hierbei die primären Bedürfnisse des kleinen Wesens. Hierbei spielen die Töne der Umgebung im eigenen Zuhause ebenso eine Rolle, als auch die vertraute Stimme und der Geruch der Bezugsperson. All das gibt einem Säugling und Kleinkind das große Gefühl der Sicherheit, die wiederum für eine ungestörte geistige, seelische und körperliche Entwicklung eines Kindes unabdingbar sind. Doch was geschieht nun, wenn ein Kind fünf Mal in der Woche von früh bis spät in eine Kindertagesstätte untergebracht wird?

Oft beginnt der kindliche Tag damit, dass es aus dem Schlaf gerissen und in aller Hektik in die Tagesstätte gebracht wird. Eltern von heute haben keine Zeit, um in aller Ruhe den Tag zu beginnen, denn die beruflichen Verpflichtungen nehmen auf das Wollen der Einzelnen keine Rücksicht. So wird das Kind in aller Schnelle in die weg gebracht und an die Erzieherin übergeben, die mitunter bereits drei schreiende Kinder zu beruhigen hat und das in einer Umgebung, die zusätzliche Lärmquellen aufweist. Als Vater oder Mutter wird man geplagt von einem schlechten Gewissen, wenn das eigene Kind zu weinen beginnt oder sich an einem festklammert, wenn es bereits in einem entsprechenden Alter ist, um dies tun zu können. Die beruhigenden Worte der Erzieher „Er oder sie beruhigen sich immer gleich, sobald Sie weg sind“ machen den täglichen Abschied von dem eigenen Nachwuchs nicht gerade leichter. Wüsste man, dass das Kind irgendwann hoffnungslos einfach aufhört zu schreien und zu weinen, weil es spürt, dass es sowieso keinen Sinn hat, dann könnte so manche Mutter oder Vater sicherlich nicht in Ruhe der Arbeit nachgehen.

Welche Folgen können nun für das Kind entstehen, wenn es in einem Alter von bis zu drei Jahren solche täglichen Erlebnisse zu verarbeiten hat? Auswirkungen zeigen sich bei zahlreichen Kindern derart, dass sie Schlaf- und Essschwierigkeiten aufzeigen, sehr viel häufiger weinen, als es bei Kindern der Fall ist, die zuhause oder nur von einer Person betreut werden. Durch die Verlustängste, die Tag für Tag bei dem kleinen Kind entstehen, werden verständlicherweise die kindlichen Gedanken dahingehend gepolt, dass, bewegt sich ein geliebter Elternteil von ihm weg, sofort die Panik aufkommt „ich bleibe wieder alleine“. Schreien, Weinen und Unruhe sind die Effekte die dadurch ausgelöst werden und dazu führen, dass nicht nur der Alltag für alle Beteiligten mehr als anstrengend wird, sondern auch, dass das Kind ein geschwächtes Immunsystem bekommen kann. Hier geht der negative Kreislauf dann auch schon weiter und zeigt sich, dass Krankheiten häufiger werden. Letztere durchaus auch mit chronischen Verläufen, so etwa Neurodermitis und ähnliches, bei denen die Psyche eine gewichtige Rolle spielt.

Hier werden die Verfechter der Kindertagesstätten nun einwerfen, dass die negativen Aspekte doch gar nicht so tragisch sind und durch die zahlreichen positiven Auswirkungen einer frühkindlichen Betreuung bei Weitem aufgewogen werden. Diese werden damit propagiert, dass die Kinder früh den Umgang mit anderen Kindern erlernen, sprich die sozialen Fähigkeiten gefördert werden. Auch hinsichtlich der (fein-) motorischen Fähigkeiten seien Kindertagesstätten, oder auch Kindergärten, viel sinnvoller als ein natürliches Erlernen im Elternhaus. Musikalische, sprachliche und anderweitige geistige Förderung könne durch solch eine tägliche Fremdbetreuung viel besser gestaltet werden, als wenn das Kind nur zuhause ist. Schön und gut, aber Fakt ist, dass gerade in den ersten beiden Lebensjahren Kinder reine Egoisten sind, die andere Kinder nicht als wichtige Gegenüber erkennen können. „Ich bin der Nabel der Welt“ so könnte man diesen Zeitraum beschreiben, den auch viele Experten schon feststellen konnten, wenn es um die Wahrnehmung eines Kleinkindes geht. Zudem stellt sich doch die berechtigte Frage, welche Aspekte überwiegen in einem Vergleich zwischen häuslicher Betreuung und der in einer Kindertagesstätte. Schneller sprechen lernen, Kreise malen oder bereits mit zwei Jahren bis zehn zählen können, um später den Anforderungen in der Schule schneller gerecht werden zu können? Oder doch eher schon in diesem zarten Alter dafür sorgen, dass späteren psychischen Schwierigkeiten ein Nährboden gelegt wird? Möglicherweise auch eine Förderung zum Hang der Abhängigkeiten und der Determinierung einer Bindungsfähigkeit?

Fragen über Fragen, die zum großen Teil bereits von Ärzten, Therapeuten und Wissenschaftlern mit vielen negativen Ergebnissen beantwortet werden konnten. Mag man auch gezwungen sein das eigene Baby oder Kleinkind aufgrund des Druckes das Geld verdienen zu müssen, in fremde Hände zu geben, so sollte man sich doch darüber informieren welche weitreichende Folgen sich dadurch bei der kindlichen Entwicklung ergeben können. Und, fast noch wichtiger, ist es zu empfehlen sich einmal intensiv damit zu beschäftigen sich in die Lage des Kindes zu versetzen, um es dann besser verstehen zu können, wenn es Schwierigkeiten im Alltag gibt.

Weitere Informationen zum Thema in der Studienarbeit von Crispin Sill (PDF)

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