Freitag , 19 April 2024
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Deutschland und seine Kinderliebe – Ein Einzelfall?

glueckliche_kinderIch bin auf der Suche nach Freundlichkeit, die Kindern entgegen gebracht wird. Diese sprichwörtliche Kinderfreundlichkeit, die unserem Land immer angedichtet wird. Nehmen wir die Empfehlungen, die sie bekommen, wenn ihr Kind einen Schreianfall hat. Oder es nicht still sitzen will. Oder nicht schlafen will. 99% der Ratschläge entstammen aus dem Nationalsozialismus. Warum ich das sage? Nicht um zu polarisieren. Das wichtigste teutonische Erziehungshandbuch entstand in dieser Zeit. Geschrieben von Johanna Haarer, die dem Regime sehr nahe stand. Sie führte die Erziehungslager ein. Dort wollte man optimale Deutsche züchten.

Die Empfehlungen in diesem Buch sollten auch schnell kernige Soldaten hervorbringen. Natürlich leiteten sich die folgenden deutschen Erziehungsberater von diesem ab. Selbst »aufgeklärte« Mütter aus den 60er und 70er Jahren zitieren fast fehlerfrei diese kleinen Soldatentipps. Hören sie mal genau hin, wenn die Oma oder der Opa einen Tipp abgeben. Sie meinen das nicht böse.

Hinzu kommen gefährliches Halbwissen, implantiert durch das Mittags-, Nachmittags- und Abendprogramm der einschlägigen Sender, sowie fehlende Medienkompetenz. Dort lernen wir dann alles über hyperaktive Kinder, die im Kindergarten oder in der Schule nur akzeptiert werden, wenn die Medikation stimmt. Dieser Mythos der Hyperaktivität…, das ist faktisch eine eigene Züchtung derer, die sich als Opfer ihrer Brut sehen. Sportverein, Ballett, Singen, Tanzen, Judo, Modeln etc. Glauben Sie mir, eine zusätzliche Aktivität in der Woche reicht Kindern.

Als junge Familie mit dem einen oder anderen Spross ist Wohnraum ein dringendes Problem in diesem Land. Sagen wir, geeigneter Wohnraum. Wir hatten, als meine Frau grade im siebten Monat schwanger war, endlich eine ansprechende Bleibe gefunden. Beim Vermieter vorgestellt, für gut befunden und Vertrag unterzeichnet. Nachdem wir in seiner Hand waren, zeigte sich das wahre Gesicht.

Eine kleine Menge Unkraut im Vorgarten wurde ohne Umschweife als Verwilderung angemahnt. Man drohte uns mit der Bestellung eines Gärtners. Kosten natürlich durch uns zu tragen. »Ihre Frau muss mehr im Haushalt machen!«, so die Aussage mir gegenüber. Ich gebe zu, spätestens hier hätte ihm meine Faust nicht schlecht zu Gesicht gestanden. Ich bin aber nicht gewalttätig veranlagt, sodass ich das Gespräch an dieser Stelle abbrach. Es ging so weiter. Kinderwagen im Weg. Nun, wir wohnten in einem Zweifamilienhaus. Oben ein älterer Herr, der keinerlei Probleme damit hatte. Er kommt uns heute noch besuchen.

Es war plötzlich alles im Weg. »Sie müssen mehr auf ihr Kind achten«. Ja, er hatte den Erziehungsauftrag angenommen. Wir nicht. Ab hier verlegte er seine Aktivitäten dann und schickte seine Anweisungen grundsätzlich über den Anwalt. Er drohte uns mehrfach mit der fristlosen Kündigung. Klar, er wäre damit nicht durchgekommen. Mittlerweile fühlte sich meine Frau, oftmals alleine mit dem Spross zu Hause, mehr als bedroht. Wir wurden beobachtet!

Letztendlich sind wir nun geflüchtet. Koffer und Kind gepackt und in das leer stehende Elternhaus gezogen. Nachdem wieder Spielzeuge, Gartenmöbel, Blumentöpfe und eine Wäschespinne auf der Terrasse bemängelt wurden, war uns klar, dass wir dem Wahnsinn nur so entrinnen können. Wir hoffen auch noch, einer gerichtlichen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Wir wollen das nicht. Er hat nun seine Wohnung wieder. Wir befürchten aber, die fristlose Kündigung könne seinem Ego schaden.

Er ist sicherlich nicht der einzige Vermieter dieser Art. Andere Eltern können auch solche Geschichten erzählen. Für uns stellt sich die Frage, wo in diesem Land nun der freundlichste Platz für den Nachwuchs ist. Die Antwort ist ganz einfach. In der eigenen Familie. Dort muss dafür gesorgt werden, dass es behaglich ist. Und hell. Und warm. Wenn wir alle unseren Kindern dieses Gefühl mitgeben können, werden sie auch mit den Umständen da draußen fertig. Und wer weiß, vielleicht machen sie dort weiter, wo wir eines Tages aufhören müssen. Bei der freundlichen Gestaltung dieses Landes.

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