Donnerstag , 25 April 2024
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Alle Wege führen nach Rom, einige davon auch in den Himmel

himmelIm Reiseführer für Pauschal-Imperialisten, pardon: Gläubige Christen, steht geschrieben, dass sie lediglich die zehn Gebote beachten müssen, um in das Himmelreich einzukehren. Mit keinem Wort wird die notwendigste aller Voraussetzungen erklärt: Sie sollen komplett das Leben einstellen. Vor und nach dem Tod. Das Reiseangebot der verschiedenen Anbieter ist allerdings kaum zu überschauen. Da gibt es die von vielen geschätzte „Alterungsbedingte Überbringung“, die ausnahmsweise in allen Religionen gleich ist. In Abstufungen zum Pauschalangebot gibt es noch das „Kurz und bündig“, „Mittleres Siechtum“ und der heutige Dauerbrenner „Lange schwere Krankheit“. Alle sehr beliebt und mit Abstand die am häufigsten gebuchten Angebote von Heaven Inc. Die Niederlassung hierzulande ist in dem Örtchen „Himmelsthür“ angesiedelt. Bretter, Nägel, Urkunden und Gründe für die Reise, werden von hier an den Empfänger verschickt. Bisherige Annahmen, der Weihnachtsmann agiere aus dem Ort, sind nicht bestätigt und von der Post AG vehement bestritten worden.

Glücklicherweise haben die christlichen Institutionen starke Konkurrenz erhalten. Es gibt innere Gruppierungen, wie die E.T.A. die für „Erst Tod dann Abreise“ steht. Damit der freudig Reisende die letzte Regel, die des kompletten Todes, erfüllt, wird er mittels Artilleriebeschuss konsequent aus dem Leben genommen und der Reise zugeführt. Durch die regionale Ausrichtung des Anbieters ist der Kundenstamm jedoch nicht sehr ausgeprägt.

Noch kleiner aber nicht weniger wirkungsvoll sind die Reisebüros der Buddhisten. Diese Gesellschaft legt Wert auf eine lange Kunden-Lieferantenbeziehung. Aus Gründen der Transparenz und Einfachheit wird nur die „Lange schwere Krankheit“ in Verbindung mit der „Alterungsbedingten Überbringung“ angeboten. Die durchweg alten, nach menschlichem Ermessen wirklich alten Kunden, könnten oftmals die Wahlmöglichkeiten anderer Reisebüros nicht mehr durchschauen.

Mit einem einfachen aber wirkungsvollen Trick können die fernöstlich bis persischen Veranstalter aufwarten. Dem unter Umständen bisher sterbeunwilligen Kunden, wird die Abfahrt in das Paradies mit einer kleinen Vision von 72 Jungfrauen schmackhaft gemacht. Die Schmackhaftmachung findet zumeist in kleinen Ausbildungslagern statt. In der hermetischen Einsamkeit wird so lange gedrillt, bis der dann Sterbenswillige einen engen Gürtel umschnallt. Die Diät, die mit dem engen Schmachtriemen einhergeht, putz radikal das lebende Fleisch von den Knochen und die Jungfrauen sind in greifbarer Nähe.

Bei dieser Reiseausrichtung gibt es verschiedene Anbieter. Ein Teil operiert nur im Osten der Welt. Ein anderer Teil nimmt größere Hüftriemen und fliegt damit feindliche Länder an. Die häufigste Form der Überbringung ist das gemeinschaftliche Kopf-auf-den-Boden-Hauen. Dazu versammeln sich Gläubige in reisewilligen Gruppen und schlagen ihre Köpfe in einer kuppelähnlichen Halle auf die Auslegeware am Fußboden. Reicht dies nicht aus, um das Ticket zu lösen, werden oftmals außer Hühnern zusätzlich Menschen mit Messern geschnitten.

Die hierzulande sehr beliebte Variante „ARD – Arbeiten-Reinklotzen-Darben“ ist der Unter- und Mittelschicht vorbehalten. Diese Gesellschaftsformen arbeiten sich mit Freude und Hingebung auf ihr Boot über den Styx. Angetrieben von der riesigen Endorphinbatterie, die zusätzlich kirchliche Lobpreisung einheimst, fallen die Kunden reihenweise in die vorbereiteten Sperrholzsärge. ARD ist für alle günstig im Paket mit „Kurz und bündig“ zu erwerben. Die in der Gewerkschaft „Kirche“ organisierten Reisebüros erhalten von der Gesellschaft eine Art Spende über die Lohn- oder Gehaltsabrechnung.

Während die Masse der tatsächlich arbeitenden Bevölkerung schwindet, musste der selbstregulierende Markt eine neue Variante entwerfen. Wer die Reise antreten möchte und nicht an Krankheit, Alter, Munition oder Fußboden sein Leben abgibt, wird neuerdings ganz offenkundig vergiftet. Mit Gammelfleisch, Dioxin oder BSE in den Nahrungsmitteln, ist eine Reise in das Paradies ab sofort für den Ärmsten der Armen erschwinglich. Je nach Schwere dauert es mal länger oder mal weniger lang. Die neue Kundschaft muss bei dieser Geschäftsidee auch nicht neu gewonnen werden. Sie steht abholbereit in langen Schlangen jeden Samstag an den Kassen der Reiseagenturen.

Heaven Inc. ist aus dieser Welt nicht mehr wegzudenken. Die Einflechtung in die Strukturen der Gesellschaft sind auf die eine oder andere Art sicher wie Fort Knox. Und glauben sie nicht, sie könnten dieser gemeinnützigen Organisation entkommen oder Reisefaulheit an den Tag legen. Auch wenn sie nicht arbeiten, nicht reisen oder nicht gläubig sind, sie werden essen und altern. Heaven Inc. ist überall. Unzählige Splittergruppen schicken ihre Gardisten der Reiselust in die Welt und verkaufen gutmütigen Menschen noch den Rückfahrschein. Gesponsert durch Gesundheitsministerien stellen diese amorphen Rikschafahrer schmucke Kärtchen aus und reden ihnen ein, im Fall der Fälle würde ihnen geholfen.

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