Freitag , 19 April 2024
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Ist der Mensch wirklich ein derart hilfloses Geschöpf?

Wer würde einem Mann noch glauben, der schon mehrmals nachweislich gelogen hat? Wer glaubt einer Regierung, die dem eigenen Volk regelmäßig in den Rücken fällt? Wer vertraut weiterhin einem Finanzsystem, bei dem sich ganz einfach nachrechnen lässt, dass es bloß der schrittweisen Enteignung der Bürger dient? Wie oft lässt sich ein Mensch ohrfeigen, bis er endlich den Mut aufbringt, zurückzuschlagen? Die Lügen werden immer unverschämter. Und die Belogenen werden immer träger. Dabei scheint der Einzelne von der Trägheit der Massen tatsächlich hilflos mitgespült zu werden.

Wir leben in einem wirtschaftlichen und politischen System, von dem die meisten Menschen annehmen, dass es sich um das bestmögliche handelt. „Es geht uns doch noch immer allen gut“, wird von so vielen liebend gerne als Beschönigung der Situation geäußert. Wir fahren Autos, besitzen Fernseher und Computer, können uns Urlaubsreisen leisten, erfreuen uns eines sozialen Netzes und werden eines Tages sogar eine Rente bekommen. Vielleicht. Hoffentlich.

personen rasterGewiss, dass bei den offiziellen Erklärungen zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 das eine oder andere nicht stimmen kann, das mag schon so sein. Doch welcher westliche Staat könnte es schon wagen, der allmächtigen „USA“ Unehrlichkeit vorzuwerfen? Außerdem, das ist doch schon wieder mehr als ein Jahrzehnt her. Das ist doch Geschichte. Natürlich ist es sonderbar, dass innerhalb von wenigen Wochen Afghanistan überfallen wurde, ohne jemals Beweise dafür erbracht zu haben, dass Osama bin Laden tatsächlich für die Anschläge verantwortlich war. Doch die Afghanen mussten doch schließlich ohnehin von ihrer Taliban-Regierung „befreit“ werden.

Natürlich handelte es sich um eine Lüge, dass der Irak über Massenvernichtungswaffen verfügte. Saddam Hussein war aber trotzdem ein Diktator. Macht es wirklich einen so großen Unterschied, ob 100.000 Menschen oder doch eine Million bei dieser „Befreiungsaktion“ getötet wurden? Im Irak herrsche nun Chaos? Täglich würden Menschen sterben, weil die alte Ordnung zusammen gebrochen sei? Hussein war ein Diktator. Der Rest ist doch nicht von Bedeutung.

Auch Gaddafi war ein Diktator, so wurde immer und immer wieder berichtet. Und das libysche Volk musste vor diesem beschützt werden. Durch Bomben- und Raketenangriffe. Durch abgereichertes Uran. Durch die Zerstörung der Infrastruktur, der Strom- und Wasserversorgung. Gaddafi ist tot. Libyen ist „befreit“. Zurück zur Tagesordnung.

Könnte es sein, dass über Syrien und auch den Iran ähnliche Lügen verbreitet werden wie über Afghanistan, den Irak oder Libyen? Aber natürlich nicht. Assad lässt auf unbewaffnete Demonstranten schießen und die Videos, in denen Aufständische mit Waffen in der Hand gezeigt werden, die schaut man sich erst einmal gar nicht an. Oder man bringt Verständnis dafür auf, dass sie zu den Waffen greifen, denn schließlich kämpfen sie ja für ihre Freiheit. Assad ist ein Diktator. Und der muss weg.

Mahmoud Ahmadinedschad ist zwar demokratisch gewählt, aber da soll es ja schließlich Manipulationen gegeben haben, so wie kürzlich in Russland. Und was man über den Kerl so alles in der Zeitung liest. Der Mann ist ja wirklich unberechenbar.

Die Anschuldigungen müssen nur oft genug wiederholt werden. Wiederholung ist der Schlüssel zur Wahrheitsschaffung. Ungeachtet wie undenkbar, wie unlogisch, wie unbeweisbar eine Behauptung auch sein mag, sie muss bloß oft genug gehört und gelesen werden, um weitreichende Akzeptanz zu finden.

Doch mit all dem haben wir selbst ohnehin wenig oder auch gar nichts zu schaffen. Wir erfreuen uns eines demokratischen Systems, einer „freien Presse“ und der freien Marktwirtschaft. Der Finanzsektor respektiert uns, unseres bedingungslosen Arbeitswillens und Ideenreichtums wegen, und versorgt uns mit Milliarden und Billionen an Krediten. Dass der Finanzsektor diese Billionen nicht besitzt, sondern selbst erschafft, klingt für die meisten Menschen derart unglaubwürdig, dass solche Behauptungen gleich einmal in die Verschwörungsecke verdrängt werden, anstatt sich die Zeit zu nehmen, sie vielleicht doch einmal zu überprüfen. Schuldenkrise hin, Wirtschaftskrise her, es geht ja ohnehin alles weiter. In Griechenland mag es ja gelegentlich schlimm zugehen. Doch unsere Politiker werden den Finanzsektor schon wieder positiv stimmen. Das nächste Rettungspaket werden wir uns doch auch noch leisten können.

Auch in Deutschland sollen es schon zwölf Millionen Menschen sein, die unter der offiziellen Armutsgrenze leben? In Deutschland geht’s aber wirklich niemand schlecht – so liest man zumindest gelegentlich in den Kommentarspalten. Und wenn tatsächlich einmal Einer dieser zwölf Millionen seine Geschichte erzählt, die muss ja nicht wirklich gelesen werden. Wer arm ist, ist selbst schuld, verbringt die Tage vor dem Fernseher und trinkt regelmäßig Bier. Das weiß doch ohnehin jeder. Punkt!

Tatsache ist, dass Kriege geführt werden, um wirtschaftliche Interessen durchzusetzen; und dass es sich bei all den Geschichten über Menschenrechtsverletzungen, unterdrückte Frauen und rücksichtslose Diktatoren um haltlose Kriegspropaganda handelt. Nicht, dass diese Regierungschefs alle Ehrenmänner wären. Keineswegs. Genauso wenig, wie sich demokratisch gewählte Politiker als Ehrenmänner oder -frauen bezeichnen lassen, die absolut nichts unternehmen, um die Vorherrschaft der Wucherer und Geldwechsler über unsere Gesellschaft zu brechen. Im Gegenteil, alle Bemühungen dienen deren Unterstützung: Der Finanzsektor muss wieder Vertrauen gewinnen. Der Finanzsektor muss zu neuen Investitionen bewegt werden. Der Finanzsektor bestimmt über unser aller Wohl. Und eigentlich sollten wir alle mehr arbeiten und weniger konsumieren, um dem Finanzsektor mehr Mittel zukommen zu lassen, sonst wird er am Ende gar noch verstimmt und dreht uns den Geldhahn ab. Denn unsere demokratischen Politiker haben das Recht der Geldschöpfung an den Finanzsektor abgetreten. Und all dies im Namen von Freiheit und Demokratie.

Und was ließe sich gegen all dies unternehmen? Auch wenn wir die Zusammenhänge, die Hintergründe und die Ziele verstehen, so sind wir in diesem System gefangen. Wir müssen uns den Regeln und Verordnungen unterwerfen, die sich gegen die Mehrheit der Bevölkerung richten. Wir müssen weiterhin den größten Teil unseres verdienten Geldes direkt und – auf dem Umweg der Steuern – indirekt dem Finanzsektor überlassen. Gibt es wirklich keine Möglichkeit, diesen Lügen endlich einmal Einhalt zu gebieten? Die Menschheit hat doch ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren und gleichzeitig vielleicht auch in Frieden und Harmonie, ohne Angst und ohne ständigem Druck, ihr Leben zu genießen.

Es wäre alles so wunderbar einfach, würde sich ein nennenswerter Anteil unserer Mitmenschen für die Geschehnisse auf dieser Welt interessieren. Die Summe der Ungereimtheiten ist mittlerweile so groß, die Zahl der Fakten, die das allgemein verbreitete Weltbild widerlegen, so umfassend, dass es bestenfalls einige Tage, vielleicht auch nur Stunden, des Recherchierens benötigen würde, um die wahren Zusammenhänge zu verstehen. Einigen Leuten mag es vielleicht wirklich an der Zeit fehlen. Den meisten jedoch, so fürchte ich, fehlt es am Interesse. Sie lassen sich weiterhin vertrauensvoll von einem System regieren, von dem sie bloß das so oft wiederholte Schlagwort „Demokratie“ kennen, ohne jemals zu hinterfragen, wie eine solche überhaupt funktioniert.

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