Freitag , 29 März 2024
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Kranke Familien – kranker Staat

family blue skyWer regelmäßig die Nachrichten verfolgt, muss zu dem Schluss kommen, dass diese Welt von einer Krise in die nächste schlittert. Erfreuliche Meldungen sind so selten wie Schneefall im August. Es gibt eine Menge gut honorierter Spezialisten, die uns erklären, woran es fehlt. Mit einer schon unzählbaren Zahl von verschiedensten Studien versuchen sie, ihre Thesen zu untermauern. Es mag bösartig klingen, doch entsteht nicht immer wieder der Eindruck, als würden Politiker und ihre Berater Probleme kreieren, um etwas später die Lösungen anzubieten? Ich bin überzeugt, dass viele Veränderungen in unserer Gesellschaft im Zerfall ihrer Einzelelemente wurzeln. Im Zerfall der Familie.

Deshalb sage ich: Spart euch eure Weisheiten. Eure Studien und Ratschläge sind oft nicht einmal dass Papier wert, auf dem sie stehen.

Natürlich ist mir völlig bewusst, dass nicht alle sozialen Veränderungen schädlich sind. Trotzdem kann ich nicht umhin, der Verbindung zwischen der „großen Gemeinschaft“, dem Staat, und der „kleinen Gemeinschaft“, der Familie, höchste Bedeutung zuzusprechen. Und wenn das Miteinander im kleinen Rahmen nicht mehr funktioniert, wie sollte es dann auf nationaler Ebene weiter bestehen? Die Weisheit: „So wie es in den Familien aussieht, so sieht es im ganzen Land aus“, hat mehr Gültigkeit als je zuvor.

Besonders beachtenswert ist die Tatsache, dass in den meisten Ländern der EU immer mehr Familienpolitik betrieben wird, gleichzeitig die Zahl der neugegründeten Familien aber ebenso rapide absinkt wie die Zahl Neugeborener. Die Ehe, mit der früher Werte wie Liebe, Treue und Hoffnung verbunden wurden, ist europaweit ein Auslaufmodell.

Wurden im Jahr 1960 in Deutschland noch 9,4 (DDR 9,7) Ehen pro tausend Einwohner geschlossen, so sank diese Zahl mittlerweile auf weniger als die Hälfte. Wurden 1960 noch 2,61 Geburten pro Frau gezählt, so ist dieser Wert mittlerweile auf 1,39 abgesunken. Zwar tauchte im September des Vorjahres eine Meldung auf, dass es tatsächlich 1,6 Kinder pro Frau sein sollen, doch liegt auch dies deutlich unter dem notwendigen Ratio von 2,1, um den Stand der Bevölkerung auf gleichbleibendem Niveau zu halten.

Beim Statistischen Bundesamt Deutschland lässt sich auch nachlesen, dass jährlich fast 200.000 Ehen wieder geschieden werden. Und jedes Jahr sind es rund 150.000 minderjährige Kinder, deren Elternhaus zerfällt. Jedes dritte Kind wird mittlerweile ohnehin von einer unverheirateten Mutter geboren.

Handelt es sich bei diesem tiefen inneren Wunsch nach Familie, nach Geborgenheit, nach der Weitergabe der eigenen Erfahrungen an seine Kinder und deren Kinder, wirklich um ein Verlangen, das sich einfach abschaffen lässt?

Die Frage, Kinder oder Karriere, wurde zur reinen Kosten-Nutzen-Rechnung. Es wird geplant wie beim Kauf eines Neuwagens oder eines Reihenhauses.

Von jungen Frauen vernehme ich ebenso wie von jungen Männern, dass sie sich ihre Freiheit erhalten möchten. Was für eine Freiheit? Seine ganze Energie in einen oft unbefriedigenden Job zu stecken und zur „Unterhaltung“ Partner nach Belieben zu wechseln? Oder die Freiheit, bei „Afterwork-Partys“ oder sonstigen „Events“ die „Sau so richtig rauslassen“ zu können? Sein Geld in fulminante Urlaube und Single-Wohnungen zu stecken? Jede Verantwortung gegenüber anderen Menschen zu vermeiden?

Dass in einer Ehe natürlich auch nicht immer Milch und Honig fließen ist klar. Aber das Ziel, einen Menschen zu finden, mit dem man gemeinsam durch Dick und Dünn gehen kann, ist erstrebenswert und glückbringend. Wer über diese Erfahrung einmal verfügt, der weiß, dass dieses bisschen vermeintlicher Freiheit bei weitem nicht reicht, das Verlorene auszugleichen.

Ich selbst bin schon lange Großvater und erkläre aus tiefer Überzeugung, dass absolut nichts über jenem Glücksempfinden steht, das die eigenen Kinder und Enkelkinder bereiten können. Die ganzen Mühen und Plagen, vor denen so viele junge Menschen zu flüchten scheinen, werden letztendlich mit wirklich „guten Zinsen“ zurückbezahlt.

Harmonisches Familienleben, mit all seinen positiven Einflüssen auf heranwachsende Menschen, als Hort der Geborgenheit in Krisenzeiten, als Keimzelle des Staates, scheint ausgedient zu haben. Liebe lässt sich nicht in Geld messen. Dafür aber vielleicht der Schaden, der entsteht, wenn immer mehr Kinder ohne Elternliebe heranwachsen. Wenn es eines Heers von Sozialarbeitern bedarf, die sich erfolglos bemühen, Jugendlichen das nichtvorhandene Familienleben zu ersetzen.

Meine große Hoffnung ist, dass der Höhepunkt der ideologischen Verwirrung unserer Gesellschaft überschritten ist. Dass die unübersehbaren Auswirkungen dieses sozialen Experiments endlich augenfällig genug sind, um wieder Vernunft in unsere Gesellschaft zu bringen.

Die Weisheit, dass Familien dass Fundament jeder größeren Gemeinschaft sind, ist so alt wie die Höhlenzeichnungen von Lascaux. Nur wir, ach so aufgeklärte, moderne Menschen, glauben, an dieser Institution rütteln zu können.

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