Samstag , 20 April 2024
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Löst eine Steuererhöhung auf Alkohol die Probleme?

Die Diskussionen über den Alkoholkonsum im Land brennen nun mal wieder reichlich auf. Während die Drogenbeauftrage Sabine Bätzing (SPD) die Forderung einer steuerlichen Erhöhung von Alkoholika bereits wieder relativiert, um nicht zu sagen dementiert hat, ist und bleibt die Diskussion ein brisantes Thema im Land. Der Ansatz, dass ein Mehr an Steuern auf Bier, Wein oder Schnaps, der zunehmenden Alkoholabhängigkeit vieler Menschen in Deutschland ebenso entgegenwirken könnte, als auch dem jugendlichen Koma-Saufen, mag nicht ganz verkehrt sein. Aber so lautet die entscheidende Frage: Wem würde solch eine Steuererhöhung tatsächlich Positives bringen?

Fakt ist, dass alkoholische Getränke vielfach günstiger sind, als es bei nicht-alkoholischen Drinks der Fall ist. Ein Liter Billig-Wein im Tetra-Pack ist bereits für knapp 80 Cent erhältlich, was auch daran liegt, dass in Deutschland keinerlei Steuer (in Zahlen: 0) auf Wein erhoben wird. Zumindest was den Alkohol darin angeht. Und auch die Flasche Bier, im Bereich der günstigen Marken, ist schon für rund 39 Cent zu haben. Bei diesen Preisen können Limonaden, und ja auch so manches Mineralwasser, nicht oder nur gering mithalten. Doch wer seinen Durst löschen will, wird nur selten zu Alkohol greifen, denn bekanntlich macht dieser noch durstiger und dem Wunsch durstfrei zu sein einen Strich durch die Rechnung. Und trotzdem greifen allein geschätzte 1,5 Millionen Männer und Frauen, sowie viele Jugendliche im Land, nach Bier, Wein, Schnaps und Alko-Pops in einer tiefen Abhängigkeit nach der zudröhnenden Flüssigkeit.

Den aktuellen Überlegungen aus den Kreisen der Politiker und Experten zufolge, könnte eine Anhebung der Steuern für Alkohol, hier eine Art Bremswirkung zeigen. Diskutiert werden beispielsweise Erhöhungen von rund 40 Cent je Flasche Bier, was dem Konsumenten die Überlegung nahebringen soll, ob er sich diesen Trinkspaß in großen Mengen noch leisten kann. Bei einer genaueren Betrachtung, könnte hier der Schuss in den Ofen gehen, denn ähnliches geschah bereits mit der Anhebung der Preise für Tabakwaren. Sicherlich haben sich viele Raucher dazu entschlossen, dem Rauchen zu entsagen, aber die meisten rauchen immer noch, wenn vielleicht nicht mehr Zigaretten aus der Schachtel, sondern in Form der losen Tabakwaren via Drehen oder Stopfen. 6 Euro für eine Big-Pack-Schachtel Zigaretten schreckt trotz allem viele nicht ab und mit dem Thema gesundheitsschädlich und Lungenkrebs, kann man eingefleischte Raucher auch nicht vom Tabakkonsum abhalten.

Ähnliches zeigt sich folglich beim Thema Alkoholverbrauch. Viele Verbote im Bezug auf den Alkoholkonsum, zeigen nur bedingt Wirkung, so etwa das nächtliche Verkaufsverbot von alkoholischen Getränken an Tankstellen in Baden-Württemberg. Es wird nachwievor freudig konsumiert, und wie man weiß, machen Verbote erst so richtig den Reiz aus etwas zu tun und sei es der eigenen Gesundheit zu schaden. Richtig ist jedoch, dass, wie man dem „Jahrbuch Sucht 2010“ der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) entnehmen kann, dass neben den 1,5 Millionen Alkoholabhängigen, weitere circa 9,5 Millionen Menschen in Deutschland Alkohol in einer gesundheitlich riskanten Menge zu sich nehmen. Ebenfalls aufschreckend ist die Anzahl derer, die in einem akuten Rausch, oft auch komatös, in die Kliniken eingeliefert werden. Im Jahr 2008 betrug hier die gemeldete Anzahl von Einlieferungen 109.300 und zeigt, dass sich innerhalb von acht Jahren hier eine Verdopplung der Fälle ergeben hat.

Experten verweisen in diesem Zusammenhang gerne auf die Nachbarländer, wie Dänemark oder Schweden, in denen alkoholische Getränke horrende Preise kosten. Sicherlich wird den Bewohnern dieser und vieler weiterer Länder die Lust auf Alkohol aufgrund der finanziellen Belastungen etwas vergällt, aber betrachtet man sich die Alkoholausschweifungen dieser Menschen, wenn sie sich im Urlaub befinden, dann kommt man doch ins Zweifeln, ob der Sinn und Zweck der hohen Alkoholpreise erfüllt wird. Gleichzeitig lässt sich dann für Deutschland die Spekulation auf den Plan rufen, ob eine Steuer-Erhöhung tatsächlich den gewünschten Effekt bringt. Rund 24 Milliarden gehen, aufgrund der Folgen der alkoholabhängigen Menschen im Land, zu Lasten des Staates, die mit derzeit aktuell etwa 3,5 Milliarden Steuer-Einnahmen eine geringe Reduzierung erfahren.

Höhere Steuern, und somit eine Verteuerung der Alkoholika, könnten die Differenz durchaus minimieren, aber so bleibt die Frage im Raum stehen: Ändert sich dadurch das Verhalten der Menschen wirklich und grundsätzlich, wenn sie für eine Kiste Bier statt 12-14 Euro dann eben 20 Euro bezahlen müssen? Würde mit solch einem Vorgehen der Kern des Problems im Land geknackt werden? Werden Fragen dahingehend gestellt, weshalb Erwachsene und Millionen Jugendliche sich das Denken mit Alkohol wegdrücken? Könnte es nicht sein, dass erst einmal eine neue Basis an Lebensqualität im Land geschaffen werden sollte, die eine freudige Zukunft bietet und somit unter Umständen das Zudröhnen vieler junger oder älterer Menschen in Deutschland weitaus besser begegnen könnte, als neue Steuer-Erhöhungen? Fragen, die bislang noch nicht beantwortet wurden, jedoch gewiss einen vernünftigen Ansatz bieten könnten, wenn es um die Prävention gegen Alkoholmissbrauch geht.

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