Donnerstag , 28 März 2024
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Fachkräftemangel in Deutschland – Arbeitslose dürfte es gar nicht geben

fachkraeftemangel-deutschlandLiest man mal wieder in den großen deutschen Druckmedien und im Internet, dass Deutschland unter Fachkräftemangel leidet, dann ist es nicht verwunderlich, dass auch ein Grund gesucht wird, wie dies in einem Land der Dichter und Denker geschehen konnte. Besieht man sich die deutsche Wirtschaft, dann wird langes Lernen und Einsatzfreude für die Karriere heute nicht mehr belohnt, denn die hier ansässigen Firmen setzen vielmehr auf weniger Lohnkosten, die den Gewinn zwar erhöhen, die aber deutsche Arbeitskräfte ins Abseits schicken. Die No-Future-Gesellschaft kann in Deutschland vor allem für die gut ausgebildeten Fachkräfte dieses Landes gelten, denn wie gut auch immer ein deutscher Arbeitnehmer ausgebildet sein kann, ein ausländischer günstiger Arbeiter wird für die Wirtschaft immer interessanter sein.

Viele arbeitslose Fachkräfte

Blickt man in die unterschiedlichsten Job Portale, dann wird man immer wieder erkennen, dass ausreichend geschultes und williges Arbeitspersonal für suchende Firmen doch vorhanden ist. Natürlich müsste der deutsche Unternehmer hierfür auch die normalen deutschen Löhne und Gehälter zahlen, was aber den Gewinn der Firmen natürlich schmälern würde. Werden jetzt ausländische Fachkräfte eingestellt, dann sinken die Arbeitskosten und eine Steigerung des Gewinns kann wieder erwartet werden. So bringt das neue Europa mit seinen Arbeitsmöglichkeiten für deutsche Arbeitnehmer wenig erfreuliches, außer sie wollen in der Ferne ihr Glück suchen. Doch hier im eigenen Land wird man immer mehr Konkurrenz von günstigen ausländischen Fachkräften bekommen, die ohne Grenzen ins Land drängen können. Hier werden sie mit offenen Armen von der inlandischen Wirtschaft aufgenommen und der teurere deutsche Spezialist wird vom Arbeitsmarkt verdrängt. Jetzt werden selbst aus China Pflegekräfte geholt und Inder werden für den IT-Markt angeworben. Stattdessen sollten die deutschen Unternehmen mal wieder durchs Internet surfen und hier auch die Job-Portale beachten, wo deutsche Fachkräfte mit Freuden einen neuen Arbeitsplatz annehmen würden.

Der Wegzug deutscher Firmen in Billigländer – damit der Gewinn noch steigen kann

Und wollen deutsche Unternehmer mal wieder die Gewinne steigern, dann kann der Umzug in ein Billiglohnland wohl die einzige Alternative sein. Rumänien oder andere Standorte lassen deutsche Firmen jubeln, denn die hier lebenden Fachkräfte kennen weder eine Gewerkschaft noch die bundesweiten Tariflöhne, die die Fachkräfte dieses Landes einfach verdienen würden. Müssen deutsche Akademiker von Hartz 4 leben oder als Taxifahrer jobben, weil deutsche Firmen nur auf die Kosten achten und wirkliche Qualität zu billiger Massenware verkommen ist. So werden immer wieder viele Fachkräfte einfach entlassen, nur weil es die Firmen ins Ausland zieht. Natürlich werden diese Firmen im Ausland ständig mit neuen günstigen Standorten mit mehr Gewinn rechnen können, aber ob die Qualität der Arbeit auch wirklich die gleiche sein wird wie in Deutschland, dass bleibt doch wirklich fraglich, wenn man die doch sehr hochwertigen Ausbildungsmodelle dieses Landes betrachtet.

Der 400 Euro Job – der Niedergang deutscher Fachkräfte

Was einst als Lösung aller Arbeitslosenprobleme propagiert wurde, dass wird heute zum einem Fluch für viele die einen neuen Vollzeitjob suchen wollen. Der 400-Euro-Job, heute sogar schon ein 450-Euro-Job, ist für die Unternehmen ein wahrer Segen, denn Lohnkosten können wirkungsvoll gesenkt werden. Aber die Fachkraft von heute wird einfach günstig durch zwei dieser Minijobber ersetzt und selbst bei der Pflege alter Menschen und Kranker werden Pflegedienste lieber auf günstige 450 Euro Jobber zurückgreifen. So wurde nachgewiesen, dass deutsche Firmen immer wieder auf diese günstigen Arbeitskräfte setzen, anstatt das sie dafür sorgen, dass wieder eine gutbezahlte Vollzeitstelle besetzt werden kann. Selbstverständlich ist es für Familien von Vorteil, dass ein Elternteil durch so einen Minijob mehr Zeit für die Kinder und für den Haushalt haben kann, doch hätte ein Unternehmer in Wirklichkeit einen Vollzeitjob für eine Fachkraft zu vergeben, dann sollte diese Stelle auch so besetzt werden, denn Motivation und Fachwissen, sowie viel Berufserfahrung sollte kein Arbeitgeber unterschätzen.

Weiterbildungen und Fortbildungen – der deutsche Arbeitnehmer wird lieber ausgetauscht

Gab es Zeiten da Fortschritt in deutschen Firmen großgeschrieben wurde, so sind die Zeiten in vielen Firmen nur noch auf günstige Arbeitskosten eingestellt. Weiterbildungen und Fortbildungen werden als unnötige Kosten empfunden und der heutige Arbeitnehmer hat vor allem einen Arbeitsvertrag, der den Firmen eine schnelle und unproblematische Kündigung bringen kann. Jetzt wird die Weiterbildung für den einzelnen Arbeitnehmer zu seiner Privatsache, die aber im Endeffekt auch nie zur Garantie werden kann, dass man am nächsten Tag noch einen sicheren Arbeitsplatz haben kann. Hatte man früher das Gefühl, dass man als gut ausgebildeter Fachmann einen Arbeitsplatz fürs Leben hätte, so ist auch ein Genie in seiner Branche nicht mehr davor gefeit aussortiert zu werden, wenn der Arbeitgeber die Kosten für die Entlohnung durchrechnet und diese als zu hoch empfindet. Nun ist die Arbeit nicht mehr eine Qualitätssache, sondern nur noch ein Kostenfaktor der den Gewinn nicht schmälern soll, stattdessen lieber noch mehr erhöhen soll. Brachten die letzten Jahrzehnte auch immer mehr hochgestochene Berufsbezeichnungen, so bringt das heute dem Inhaber eines solchen Titels keinen Vorteil und auch nicht die Sicherheit einer festen Arbeit.

Fachkraft ab 55 – bei den deutschen Unternehmen wird lieber jung und günstig neu eingestellt

Betrachtet man die Altersstruktur der heutigen Arbeitslosen, dann wird man viel zu viele Menschen finden, die ab 55 keine Arbeit mehr finden, obwohl sie als gutausbildete Fachleute viel zum Firmenerfolg beitragen könnten. Sagen die deutschen Unternehmen heute, dass sie nicht in der Lage sind wirklich erfahrene Arbeitskräfte zu finden, so fragt man sich, warum ihr Blick nicht auf die vielen älteren Arbeitslosen fällt, die wirkliches Wissen in ihrer Branche vorweisen könnten. Glaubt mancher Arbeitgeber auch, dass diese Arbeitnehmer nicht mehr die neuesten Techniken beherrschen können, so wird er sich hier irren, denn viele der älteren Arbeitslosen sind gerne bereit, auch noch viel Neues zu lernen und sich immer wieder weiterzubilden, wenn man das Gefühl wieder hat, dass man in dieser Welt noch gebraucht wird. Ein irrationaler Zustand hat sich gebildet, denn wünscht sich der Unternehmer in Deutschland einen Arbeitnehmer der über viel Berufserfahrung verfügt, so will er doch einen Menschen über 50 nicht einstellen. Selbst 40jährige Fachkräfte können sich heute schon als alt bezeichnen, wenn sie in dieser Lebensphase nach einer neuen Arbeitsstelle suchen wollen.

Der Arbeitnehmer als reiner Kostenfaktor – eine Entwicklung in die falsche Richtung

So sollte sich die deutsche Wirtschaft wirklich fragen, wohin diese ständige Kostenfrage tatsächlich führen kann. Natürlich ist es kurzfristig gut, wenn man den Gewinn mit geringen Kosten steigern kann. Doch sollte nicht auch der technische Fortschritt immer im Auge behalten werden, damit man dort auch in der Zukunft immer noch konkurrenzfähig sein kann. Der deutsche Arbeitnehmer aber sollte nach neuen Arbeitskonzepten suchen, denn eine lebenslange Arbeitsstelle nur aufgrund einer guten Ausbildung wird es in Zukunft nicht mehr geben. Jetzt heißt die Konsequenz natürlich auch lebenslanges Lernen bis man das wohlverdiente Rentenalter erreicht hat und zudem sich auf ungewöhnliche Arbeitsmöglichkeiten einzulassen, die trotzdem eine Chance auf dem Arbeitsmarkt sein können. Wird die deutsche Fachkraft im eigenen Land nicht mehr gut angesehen, so ist das Ausland an deutschen Fachkräften doch immer interessiert. Nun sollte demnächst ein einfacher Wechsel vorgenommen werden, die chinesische Pflegekraft kommt nach Deutschland und die deutsche Krankenschwester versucht ihr Glück in Afrika, wo man noch auf gut ausgebildete Fachkräfte wartet.

Foto: alphaspirit – Fotolia.com

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