Samstag , 20 April 2024
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Aflatoxin B1 Lebensmittelskandal – Schlechte Kontrollen, verlogene Behörden und eine falsche Energiepolitik

lebensmittelskandalNachdem in unseren Rindfleisch-Produkten Pferdefleisch zu finden war und eigentliche Bio-Eier doch gar nicht so „bio“ waren, plagt Deutschland nun der nächste Lebensmittelskandal. Der Hamburger Konzern „Alfred C. Toepfer International“ hatte Aflatoxin-verseuchten Mais aus Serbien importiert, insgesamt 45 000 Tonnen, von denen 10 000 Tonnen in den Umlauf geraten konnten. 13 Hersteller verarbeiteten diesen Gift-Mais weiter. Die restlichen 35 000 Tonnen wurden beschlagnahmt.

Da der Gift-Mais mit anderen Stoffen zu Mischfutter verarbeitet wurde, ist die Konzentration von Aflatoxin B1 nicht so extrem hoch, wie die des reinen Maises. Diese Konzentration lag mit 0,204 mg/kg nämlich etwa das Zehnfache über dem erlaubten Höchstwert, der von der EU auf 0,02 Milligramm pro Kilogramm festgelegt wurde. Bei Milchkühen ist sogar nur 0,005 mg/kg erlaubt. Einen Höchstwert gibt es, weil sich der Schimmel nicht vollständig verhindern lässt und er bis zu diesem Höchstwert für uns Menschen nicht gefährlich werden kann, laut der EU. Ein zehnfach so hoher Wert birgt da schon eher ersthafte Gefahren. Des Weiteren wurde die belastete Milch mit anderer Milch gemischt, was im Prinzip bedeutet, dass das Gift „verdünnt“ wird. Ob dieser Effekt wirklich greift, wenn in einem Bundesland mehr als 3000 Betriebe betroffen sind, ist eher fragwürdig.

Die Zahl der betroffenen Betriebe (hauptsächlich in Niedersachsen und NRW) liegt, Schätzungen zufolge, zwischen 3000 bis 4000 Stück. Alle bekannten Betriebe wurden gesperrt und der Milch wurden Proben entnommen. Bei Fleisch und Eiern bestehe, laut Verbraucherschützern, keine Gefahr sich zu vergiften, da sich eine hohe Konzentration des Aflatoxin B1 vor allem in der Milch bildet. Leber und Nieren sollen trotzdem nicht verkauft werden, da sich das Gift besonders dort ablagert.

Doch das alles ist kein Grund dafür, dass die Behörden, noch bevor die Proben überhaupt ausgewertet wurden, die niedersächsische Milch für ungefährlich erklärten. Erst recht nicht, wenn Verbraucherschützer ausdrücklich vor der Milch der belasteten Betriebe warnten. Auch wenn sich herausstellte, dass die Milch nicht gefährlich für uns Verbraucher war, ist diese unbegründete Verharmlosung mehr als nur eine Lüge. In solchen Fällen sollte man lieber auf seinen gesunden Menschenverstand hören und sich nicht von unbewiesenen Entwarnungen blenden lassen.

Was genau ist Aflatoxin B1?

Das Aflatoxin B1, aus dem serbischen Mais, bildet sich durch Schimmelpilze und gehört somit zur Gattung der Schimmelpilzgifte (Mykotoxine). Diese können sich bereits auf dem Feld bilden und während der Lagerungsphase weiter ausbreiten. Wenn Tiere diese Mykotoxine über ihr Tierfutter aufnehmen, können die Gifte in die Erzeugnisse des Tieres übergehen und gegebenenfalls den konsumierenden Menschen schädigen.

Mykotoxine kann man weder riechen, noch sehen. Um die Gifte nachzuweisen bedarf es aufwendiger, analytischer Verfahren in einem Labor. Gerade deswegen ist es sehr wichtig regelmäßige Kontrollen durchzuführen. Mykotoxine wirken krebserregend, immunrepressiv, neurotoxisch und schädigen Organe sowie das Erbgut.

Noch mehr Infos dazu finden Sie hier bei Wikipedia.

Warum gelangte der Gift-Mais überhaupt in den Umlauf?

Der jüngste Aflatoxin-Skandal kommt nicht sehr überraschend. Da die Kontrollen in Deutschland nicht ausreichend und die Regierung auf die Eigenkontrolle der Konzerne setzt, ist es nicht verwunderlich, dass der ein oder andere das Ganze nicht so ernst nimmt, wie er sollte. Derzeit wird gegen den Importeur ermittelt. Auf Kosten der Qualität hat dieser billigen Mais aus Serbien importiert. Die Quittung, in Gestalt von 0,2 mg/kg Aflatoxin B1, gab es danach. Kontrolliert hat er den Mais offenbar nicht, sondern munter an 13 verschiedene Futtermittelhersteller weiterverkauft. Und das ist auch der Grund, warum es für den Importeur kein gutes Ende nehmen wird. Über das Strafmaß ist noch nichts entschieden.

Was hat Deutschlands Energiepolitik damit zu tun?

Ein viel größerer Fehler liegt nicht bei „Alfred C. Toepferl International“ oder einem anderen Importeur, sondern im System. Besser gesagt unserer Energiepolitik. Zwar hat die CDU seit dem Unglück in Fukushima deutlich eingelenkt, mit ihrer Umwelt- und Energiepolitik, doch die Methoden waren teilweise eher hinderlich. Um Kyoto II einzuhalten bedarf es keiner weiteren Förderung von Biogas-Anlagen und Energie-Mais, der immer mehr die Überhand auf der deutschen Ackerfläche nimmt, sondern der intensiven Konzentration auf die Erfüllung der Energie-Ziele, abseits des Verbrennens von Treibstoff, Kohle oder der Kernspaltung.

Denn bei Biogas ist Mais mit 203 Kubikmeter pro Tonne der absolute Spitzenreiter. In Niedersachsen beispielsweise werden mittlerweile 50 Prozent der Ackerfläche für den Anbau von Mais verwendet, 20 Prozent davon für Biogas-Anlagen. Denn für die Bauern ist es lukrativ, Energie-Mais zu produzieren. Die Folgen sind unfruchtbarer Boden und ein Futtermitteldefizit. Das Land Niedersachsen hat es sich also in gewisser Weise selbst zuzuschreiben, dass belasteter Mais aus Serbien importiert werden musste. Würde nicht ein Fünftel des Maisanbaus für Bio-Treibstoff draufgehen, hätten die Viehbetriebe keine Probleme mit zu wenig Futter.

Anstatt die verfügbaren Gelder in Biogas- und E10-Förderung zu stecken und somit die Energie-Mais Produktion anzuheizen und ein Futtermitteldefizit in Deutschland hervorzurufen, sollte die Regierung lieber dafür sorgen dass erneuerbare Energien besser gefördert und Elektro-Autos bezahlbar werden. Denn die Vermaisung wird auf Dauer nicht den gewünschten „Bio“-Effekt haben.

 

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