Donnerstag , 18 April 2024
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Das Pferd im Schafspelz

pferd bauteileNun wird uns also Pferd als Rind verkauft, was ja, so Experten, nicht zwangsläufig gesundheitsgefährdend sein muss, jedenfalls solange man davon ausgehen darf, dass das Rind, welches nun Pferd ist, auch wirklich Pferd ist, denn billiger geht bestimmt immer, wobei der Autor den aktuellen Preis für ein halbes Kilo Hund allerdings im Moment gerade nicht zur Hand hat. Denn wie bei allem und jedem in der Marktwirtschaft bestimmt die Gewinnspanne was über Theken und Tresen geht. Wenn man jetzt also davon ausgeht, dass Hund mehr kostet als Pferd, und Pferd dafür weniger als Rind, so erklärt es den momentanen Status Quo gewisser tiefgekühlter Fertigfraßprodukte. Käme Pferd hingegen mehr als Rind, Hund hingegen weniger, so hätte man jetzt bestimmt keinen Pferdefleischskandal, sondern stattdessen einen kulinarischen Aufreger, in welchem domestizierte Abkömmlinge des Wolfes eine große Rolle spielen sollten. Da aber bekanntlich alles der Markt regelt, und Markt ja umgangssprachlich für den Endverbraucher steht, der Endverbraucher aber in der Regel beim wöchentlichen Großeinkauf selten ein mobiles Labor mit sich führt, um im Zweifel zu kontrollieren, ob beispielsweise in der Frühlingsrolle wenigstens im Ansatz und tatsächlich Frühling drin ist, und dem Staat seine Bürger außerhalb der Steuern doch recht egal scheinen, hat der Markt eben getan, was der Markt eben nun mal so tut: Er zieht den Kunden bei der erstbesten Gelegenheit übern Verkaufstresen, bis der Tresen von den Kundenbäuchen blitzblank gescheuert ist. Nun den Kunden alleinig an den Pranger stellen und behaupten, es wäre halt sein Geiz gewesen, der das Pferd in Rind – oder eben das Rind in Pferd – wandelte, ist von der Denke her nicht ganz koscher. Selbstverständlich liegt die Gier tief in der Natur des Menschen verwurzelt, doch muss es allenthalben Dinge geben, die diese Natur beständig befeuern.

Soll heißen: Wenn es denn sonntags ein gutes Stück Rind sein soll – was dann gewiss auch seinen Preis hat – so gibt es doch immer wieder einen Deppen, der diesen Preis auf Teufel komm raus unterbieten muss, notfalls eben auch auf Kosten stillgelegter Rappen, weil es der freie Markt eben so will. Es ist also nicht unbedingt alleinig dem Kunden anzulasten, viel mehr dem System, auch wenn jetzt bestimmt wieder da und dort dunkle Rollkragenpullover tragende Intellektuelle aufbegehren, der Kunde solle doch bitteschön beim Ökobauern seines Vertrauens einkaufen gehen, um so dem Lug und Trug beim Discounter nicht auf den Leim zu gehen. Dazu meinerseits folgender gedanklicher Einwurf: Wann wurden denn eigentlich unsere Lebensmittel zu den Lebensmitteln, die nicht Bio sind? Und wenn Lebensmittel, die nicht Bio sind, per se ungesund sind, wer lässt es eigentlich zu, diesen Dreck an die Bürger zu verfüttern? Sollte denn nicht schon vom Ansatz her nicht jedes Lebensmittel Bio sein, weil doch das Wort Lebensmittel in etwa Mittel zum Leben bedeutet, wobei aber heutzutage ein Großteil der Inhaltsangaben auf den sogenannten Lebensmitteln mehr auf ein Mittel zur straffreien Selbsttötung schließen lässt.

Das Übel steckt in diesem Falle ja eigentlich auch nicht im Betrug selbst, sondern viel mehr in der Art des Betrugs. Es wurde falsch deklariert, was aber in den meisten Fällen vom Kunden kaum reklamiert wird, sofern der Betrug nur offensichtlich genug ist. Marmorkuchen ist ja auch nicht aus Marmor. Und Lebkuchen sind vom Leben noch weit mehr entfernt als ein eichernes Tischbein. Auch verhilft Wachsobst keineswegs kleinwüchsigen Thüringern zum Normalmaß. Dennoch findet man all diese Artikel auf den Tischen diverser Anbieter, ohne dass mit den Armen rudernde Kunden aufgeregt nach dem Verkaufsstellenleiter rufen. Der Kunde an sich weiß schließlich, erst wird stets und ständig beschissen, wobei die Obrigkeit dabei gern mal beide Augen zu drückt, sofern nur weiterhin die Mehrwertsteuer sprudelt. Und wenn Stefan Raab bei der anstehenden Bundestagswahl das Kanzlerduell moderiert, so gehe ich davon aus, dass Otto Waalkes zu diesem Termin einfach keine Zeit hatte. Und da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt. Oder das Pferd. Oder das Rind. Man weiß es eben nicht genau.

Der Autor twittert unter dem Namen @hirnfett

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