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Esperanto – Eine Sprache wird 125 Jahre alt

Wer war Dr. Esperanto? Hinter dem Pseudonym verbirgt sich der 1859 in der damals zu Russland und heute Polen gehörende Stadt Bialystock geborene Humanist und Augenarzt Dr. Ludwig Zamenhof. Aufgewachsen in einer von Feindseligkeit und Rassenhass geprägten Umgebung entwickelte Zamenhof schon während seiner Schulzeit ein starkes Bedürfnis, die Ursache dieses Übels zu erkennen und zu beseitigen. Er hatte schnell erkannt, dass die Aufteilung der Bewohner in unterschiedliche Sprachgruppen und die sich daraus ergebenden Missverständnisse eine der Hauptwurzeln gegenseitiger Ablehnung war.

Wenn sich die Menschen nicht untereinander verständigen können, werden sie sich auch nicht näher kommen. Das galt für die Zeit, in der Ludwig Zamenhof lebte genau so, wie für uns heute. In der Hoffnung, die Sprachmauern einzureisen und mit einer gemeinsam gesprochenen Sprache für Völkerverständigung und Frieden zu sorgen entwickelte und veröffentlichte der Humanist Zamenhof im Juli 1887 das erste Lehrbuch der Internationalen Sprache unter dem Pseudonym Dr. Esperanto. Sehr bald bürgerte sich der Name Esperanto für die Sprache selbst ein.

esperanto symbolInzwischen sind 125 Jahre vergangen und die sogenannte Plansprache Esperanto hat ihre Alltagstauglichkeit längst bewiesen. Sie hat sich sogar über diesen Status hinaus zu einer eigenen Kultursprache entwickelt. Die Anzahl der Esperantosprecher wird weltweit auf zwischen fünfhunderttausend und zwei Millionen geschätzt. Beispielhaft sei hier die Website und der Livestream von Radio China International genannt.

Trotz der enormen Vorteile von Esperanto wie die sehr leichte Erlernbarkeit, der spielerische Umgang mit einer Fremdsprache oder die internationale kulturelle Gleichberechtigung fristet es bis heute ein Schattendasein. Wie kommt es, dass eine Sprache, die für Respekt und Toleranz, Hilfsbereitschaft und Gemeinsinn sowie kulturelle Souveränität steht, sich bis heute nicht entscheidend durchsetzen konnte?

Esperanto ist neutral und gehört keiner Nation. Mit diesem unschlagbaren Vorteil wäre es gerade in einem vereinten Europa weit mehr, als nur eine Hilfssprache für amtliche Dokumente. Ist es doch schon vor der Jahrtausendwende nicht möglich gewesen die sprachliche Gleichberechtigung in den EU-Behörden aufrecht zu erhalten, so ist dies Heute ein Kampf gegen Windmühlen.

Doch gerade aus englischsprachigen Ländern weht den Esperantisten ein rauher Wind entgegen. Allen voran aus England, Irland und Malta kommt die Behauptung, dass eine Feindlichkeit gegenüber der englischen Sprache zu erkennen sei.

Umgekehrt ist die Ansicht, der Rest der Welt hätte gefälligst englisch zu lernen, nicht nur höchst arrogant, sondern dokumentiert einen nach wie vor vorhandenen und praktizierten Imperialismus.

Aus einer derartigen Sicht der Dinge leitet sich zwangsläufig die Frage ab, ob denn die Führungen besagter Länder ernsthaft an einer “Gemeinschaft”, die den Menschen dient, interessiert sind. Diese Frage lässt sich eins zu eins auf alle Kapitalkonglomerate jeglicher Couleur übertragen.

Aus deren Sicht ist ein Europa mit einer Sprache undenkbar. Der Kontrollverlust, der sich aus Völkerverständigung, Einheit und Harmonie auf allen Ebenen abzeichnen könnte, nicht hinnehmbar. Solange es keine offizielle Studie gibt, in dem der Shareholder nachweislich von der Einführung von Esperanto als Welthilfssprache profitiert, wird sich an dieser Dogmatik nichts ändern.

Fazit:

Esperanto hat sich in den letzten 125 Jahren als praxistaugliche Sprache mit eigener Kultur etabliert. Es bietet alles, was eine Welteinheitssprache braucht. Solange sich eine Gesellschaft dem Wohle des Kapitals mehr verpflichtet fühlt als dem Wohle des Menschen, solange werden Projekte wie Esperanto weiterhin eine unbedeutende Nebenrolle spielen.

 

Weitere Informationen unter: http://www.esperanto.de

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