Donnerstag , 28 März 2024

Wem dienen Kriege?

us_soldiers_fallujahDer Erste Weltkrieg hätte eigentlich der letzte Krieg sein sollen. So glaubte, so hoffte man, denn moderne Technologien bescherten zuvor nie gekannte Qualen. Doch es folgte ein Zweiter Weltkrieg, Korea, Vietnam, Irak, Afghanistan, Libyen, um nur die bekanntesten zu nennen. Und weitere könnten – werden – folgen. Wem dienen Kriege wirklich? Das Volk des unterlegenen Staates leidet. Auch die Bevölkerung der Siegermächte zieht keinen Nutzen aus den militärischen Erfolgen, denn sie finanziert den Krieg mit ihren Steuergeldern, sieht zu, wie ihre Staaten immer tiefer in einem Schuldenmeer versinken. Wer also könnte Interesse daran haben, Kriege zu führen?

Erich Maria Remarques Klassiker „Im Westen nichts Neues“ beschreibt wohl besser als jedes andere Werk, wie drastisch anfängliche Begeisterung für den Krieg von Schreckenserlebnissen abgelöst wird. Fast ein Jahrhundert ist seit damals vergangen und es scheint, als hätte die Menschheit nichts dazugelernt. Die Menschheit, Menschen als Individuen, vielleicht doch, aber nicht die Drehbuchschreiber für die Bühne des großen Welttheaters.

Die mittlerweile verbreiteten Ausreden, um Länder anzugreifen, scheinen dabei noch fadenscheiniger als jene der Vergangenheit. Irak sei eine Bedrohung für den Weltfrieden gewesen, die dort lebenden Menschen mussten von ihrem Diktator befreit werden, und Afghanistan musste befreit werden, und Libyen musste befreit werden. Und worum ging es davor, in Korea und in Vietnam? Die Menschen mussten vor dem drohenden Kommunismus gerettet werden. Und immer wieder starben Tausende, Hunderttausende, Millionen.

Sonderbarerweise haben und hatten die USA in all diesen Konflikten ihre Finger im Spiel. Sind die Amerikaner also Kriegshetzer, ein Volk von Eroberern, wie einst die Wikinger oder die Mongolen zur Zeit von Dschinghis Khan? Profitieren sie von ihren Beutezügen? Immerhin, auch wenn nicht immer von Siegen gesprochen werden kann, geschlagen wurden die USA bis jetzt noch nie. Was gibt es für „die Amerikaner“ zu gewinnen? Warum mischen sie sich überall auf der Welt ein?

Amerika ist tiefer verschuldet als alle europäischen Staaten zusammen. Von einer hohen Arbeitslosenrate abgesehen, sind viele Millionen Bürger von wirklich schmerzender Armut betroffen, leben in Zeltstädten, weil niedrige Einkommen nicht für das Bezahlen einer Miete ausreichen, sind von sogenannten „Food Stamps“, Lebensmittelzuschüssen, abhängig. Gehen zwei und drei Jobs nach, weil jeder einzelne zuwenig zum Überleben bezahlt. Stellt man sich so das Leben eines Volkes von Eroberern vor?

Gibt es in einem Krieg somit nur Verlierer, so wie bei Straßenprügeleien. Der Eine kassiert die Prügel und der Andere endet im Gefängnis wegen Körperverletzung?

In jedem Krieg gibt es Gewinner, was sich aber keineswegs auf die siegreiche Streitmacht bezieht. Denn Kriege kosten Geld. Hunderte Milliarden, Billionen. Es gibt Aufschlüsselungen, wenn auch nicht immer zuverlässig, die angeben, wie tief „der Steuerzahler in die Tasche greifen muss“. Aber dieser greift natürlich nicht wirklich in seine Tasche. Die Staatschulden werden angehoben. In den USA, der weltweit kriegsfreudigsten Nation, stiegen diese während der vergangenen zehn Jahre auf knapp das Dreifache und betragen mittlerweile fast 15 Billionen Dollar, mehr als 10 Billionen Euro. Kredit kostet Zinsen, wenn auch für Staaten zu einem relativ niedrigen Satz. Trotzdem, für Geldverleiher waren Kriege immer schon ein gutes Geschäft.

Und natürlich auch für Waffenproduzenten. Jede einzelne Kugel, auch wenn sie bloß in die Luft geschossen wird, kostet Geld. Granaten kosten Geld, Panzer, Flugzeuge, Raketen. Die Aktionäre – oder die Nutznießer der auf Offshore-Konten umgeleiteten Profite – dürfen sich über jede abgefeuerte Tomahawk-Rakete, die irgendwo auf der Welt ein paar Menschen tötet, freuen.

Wo gehobelt wird fallen Späne. Wo gebombt wird, stürzen Gebäude und Installationen ein. Und wieder reiben sich einige Investoren die Hände. Denn all dies muss schließlich wieder aufgebaut werden.

Dass sich nebenbei vielleicht auch einige Rohstoffrechte günstig erwerben lassen, dass zuvor öffentliche Einrichtungen wie Strom, Wasser oder auch Medizin privatisiert werden könnten, kommt als Zubrot noch oben drauf.

Und wenn man sich all dies durch den Kopf gehen lässt, wenn man sich das Schicksal der Menschen, deren Leben plötzlich einem Krieg zum Opfer fällt, ungeachtet ob sie sterben, zu Krüppeln werden, ihre Angehörigen oder auch ihr Hab und Gut verlieren, wenn man all dieses menschliche Leiden betrachtet – und auf der anderen Seite die Profite, die sich durch jeden Krieg erzielen lassen – wird es nicht zum Hohn, wenn wir von „humanitären Gründen“ hören oder lesen?

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