Mittwoch , 24 April 2024
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Punks laufen den Normalos den Rang ab

punkerGestern wurde ich unfreiwillige Zuhörerin eines Gesprächs, das sehr aufschlussreich war und beileibe nicht das einzige ist, dem ich notgedrungen schon häufig folgen musste. In manchen Situationen lässt sich solch ein Szenario des Hörens mancher Meinungskundgebung nicht entgehen und offenbart zeitgleich eine Denkweise, die einen, nein besser gesagt mich, doch nachdenklich stimmt. 

Vor kurzem habe ich Sie zum Gespräch über Toleranz gebeten und das gestrige Erlebnis schließt sich diesem Thema nun an. Punks laufen den Normalos den Rang ab, bekommen zwar die hübschesten Frauen, aber keine gescheite Arbeit und Ottonormal-Mann bleibt bei all dem auf der Strecke. Ist das wirklich so und was steckt hinter solch einem Denken, so stellt sich mir die Frage und ich lade Sie freundlich zum Versuch der Beantwortung ein. Viele mitdenkende Köpfe bergen ja oft den großen Vorteil in sich, so mancher Frage, die mitunter fernab jeglicher logischen Antwort ist, auf die Spur zu kommen.

Was musste ich nun gestern hören? Ein Mann erzählt einem anderen lautstark am Telefon von der Tatsache, dass „die Hübsche aus der Küche nun mit einem Punk zusammen ist“. Hierbei ließ er sich über diese „arme Frau aus, die mit SO einem sicherlich nicht glücklich werden kann“. Asozial ist solch ein Typ, gepierct und tätowiert, dazu die Haare hochgestellt wie ein Hahn. Auch die weiteren Gedankengänge des Sprechers blieben nicht ungehört, die darlegten, dass er als normaler Mann heutzutage nur die folgende Wahl hat: Entweder er lässt sich ebenfalls tätowieren und dekoriert seinen Körper mit Ringen und Ösen und bekommt so die Frau, die er gerne haben (haben? Eine Querfrage: Kann man einen Menschen haben?) will und hat dann aber keine Chance auf eine gute Arbeit. Oder er bleibt normal (was auch immer damit gemeint sein mag), hat einen sicheren Job (wo ist heute bitte schön die Sicherheit für eine Arbeitsstelle?) und eben keine Frau, die in seinen Träumen geistert.

Verschmähte Liebe, so sinnierte ich dann gestern. Aber diese Schlussfolgerung ist zu einfach für eine, nicht nur hier im Lande, herrschende Realität, die an jeder Ecke zu finden ist. Mal wieder sind wir beim Thema Emotionen, Vorurteile und Intoleranz, die wie mir scheint, als Trilogie unzertrennbar miteinander verbunden sind. Ob ein Mensch Angst vor dem Unbekannten hat, Neid die Triebfeder des Denkens und Handels ist oder Sehnsüchte ungestillt in einem Mann oder in einer Frau brennen – sobald derartige ursprüngliche Gefühle mit in das Lebensspiel kommen, ist es mit dem tolerieren anderer Menschen und deren Tuns nicht mehr weit her. Was mich hierbei immer wieder erstaunt ist, dass Menschen sich nicht an die eigene Nase greifen und etwas bei sich verändern, sondern lieber den schwarzen Peter an andere abgeben. Und das im Übrigen nicht nur dann, wenn es darum geht einen Partner zu finden.

Ist ja auch richtig einfach, nicht wahr, denn somit braucht man sich selbst nicht bewegen, seine Denkweise ändern, verzichten oder mit Entscheidungen und vor allem deren Konsequenzen leben. Doch ist das nicht ZU einfach? Unfair und hoch intolerant noch obendrauf? Was denken Sie über unser heutiges Thema, und mal unter uns gefragt, fühlen Sie sich auch als Normalo unterdrückt und missachtet? Ich bin gespannt auf Ihre Antworten. Einstweilen überlege ich mal weiter, was es mit den Punks und Normalos so auf sich hat, aber eines kann ich gleich verraten: Punks und alle anderen „Nicht-Normalen“ sind mir entschieden lieber als diejenigen, welche brav und angepasst mit dem Strom schwimmen und anderen die Schuld an ihrem Versagen im Spiel des Lebens geben.

Herzlichst

Ihre Claudia

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