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Das weltweit größte Jazz-Festival geht heute zu Ende

ceu brasilienZum 33. Mal fanden sich Hunderte von Musikern, von denen viele internationale Bekanntheit genießen, und geschätzte zwei Millionen Besucher in Montreal zum Jazz-Festival, dem weltweit größten dieser Art, ein. „Jedes andere Jazz-Festival ist bloß eine Reihe von Konzerten“, erklärt ein Kenner der Szene aus New York, „doch das hier ist ein richtiges Fest“. Etwa zwei Drittel der Präsentationen sind kostenlos. Ein großer Teil des Zentrums der Stadt ist für den Verkehr gesperrt und mehr als zehn Bühnen stehen im Freien zur Verfügung. Neben unzähligen bekannten Künstlern traten heuer Liza Minelli und James Taylor als Überraschungsgäste auf.

Wenige Tage nach dem Formel I Grand Prix am 10. Juni nahmen auch die Studentenproteste ein vorläufiges Ende. Ein Großteil der Demonstranten scheint gerade mit Sommerjobs zu beschäftigt zu sein. Vielleicht wurden die Kundgebungen aber auch eingestellt, um auf die vielen Sommerfeste in der Stadt Montreal, die insbesondere von der jüngeren Bevölkerung überaus geschätzt werden, nicht störend zu wirken. Die mit Abstand mitreißendste Veranstaltung ist das Jazz-Festival, das dieses Jahr vom 28. Juni bis zum 7. Juli abgehalten wurde.

Ein Blick auf die Geschichte dieser international bekannten und geliebten Großveranstaltung bringt so gut wie alle Namen zutage, die mit Jazz und Unterhaltungsmusik in Verbindung stehen. Leonard Cohen, Miles Davis, Ella Fitzgerald, Antoni Carlos Jobim, Tony Bennett, Ray Charles, Oscar Peterson, um nur einige zu nennen. Sie alle traten in Montreal auf. Ohne große Vorankündigung fand sich dieses Jahr James Taylor zur Eröffnung ein. Und, ebenfalls als Überraschung, am Donnerstag begeisterte Liza Minelli das Publikum wieder einmal mit „Cabaret“.

Tag für Tag schlenderten Menschenmassen durch die Straßen, genossen Erfrischungen in Cafés und an Verkaufsständen – die Temperaturen lagen tagsüber meist über 30° – und lauschten den Klängen der Open-Air-Bühnen. Doch auch die Konzertsäle Montreals waren ausgebucht. Und ein Blick auf die Namen der Künstler verrät nicht nur die Qualität und den Grad der internationalen Beteiligung, sondern auch eine enorme Vielfalt an Musikrichtungen, die einen wesentlichen Teil zur Beliebtheit dieses einzigartigen Ereignisses beiträgt. Vom klassischen Jazz über Folklore bis zu Rap und Hipp-Hopp. Unter den mehr als 600 einzelnen Konzerten findet mit Sicherheit Jeder das für seinen Geschmack Richtige.

Einige Musiker, wie Tore Brunborg, Tord Gustavsen, Nils Petter Molvær und Solveig Slettahjell kamen aus Norwegen angereist. Aus der Schweiz fand sich die charmante Sängerin und Songwriterin Sophie Hunger ein. Jovanotti aus Italien demonstrierte seine Leidenschaft für Rap und Hipp-Hopp, während sein Landsmann Paulu Fresu seine Trompete zu traditionellem Jazz blies. Mit brasilianischen Klängen begeisterte CéU, während Lila Downs sich auf die indigene Musik Mexikos spezialisierte.

Eine Auswahl der bekanntesten Namen zeigt, dass die Liebhaber der verschiedensten Arten von Jazz, Blues, Soul und auch Reggae nicht zu kurz kamen: Al Steward, B. B. King, Ben Harper, Billy Brag, Buddy Guy, Caravan Palace, Chick Corea, Donny McCaslin, Eliades Ochoa, Emeli Sandé, Esperanza Spalding, Gary Burton, Gary Peacock, George Thorogood, Geri Allen, Great Lake Swimmers, Janelle Monaé, Johnny Clegg, Omar Sosa.

Von den Publikumsmagneten abgesehen, stellten auch Dutzende von Nachwuchskünstlern ihr Können unter Beweis. Wer bei Youtube den Begriff „Montreal Jazz Festival 2012“ eingibt, findet eine Unmenge von Videos, teils auch in guter Qualität, die einen Einblick in dieses unübertreffliche Ereignis bieten. Das folgende kurze Amateurvideo zeigt die Nachwuchsband Parc X Trio auf einer der vielen Freilichtbühnen. Mehr als die meisten der professionellen Aufzeichnungen, bei denen die Qualität der Vorstellung im Vordergrund steht, zeigt es jenes Bild Montreals, wie es sich während der vergangenen Tage bot:

Und hier noch etwas ausführlicher – Michel Camillo und Tito Puente:

Aus Brasilien: CéU – Aufzeichnung vom 1. Juli 2012:

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