Donnerstag , 25 April 2024
Startseite » Feuilleton » Humor » Wellmanns Wilde Wochen – Die Hausdurchsuchung

Wellmanns Wilde Wochen – Die Hausdurchsuchung

wellmanns_wilde_wochenEs war genau 4.33 Uhr als es bei Meyers an der Tür klopfte. Besser gesagt hämmerte da jemand an die Tür, so dass Meyer, im Halbschlaf und Noch-Traum, nicht genau wusste ob er sich neben seiner Frau im Bett, oder in einem Kriegsgebiet seiner Wahl befand. Er streifte sich seinen Bademantel über und schlurfte zur Tür. Er hob an, nun etwas wacher und ziemlich grantig, zu rufen: „Wat für´n Irrer iss´n…“, als die Tür, mit lautem Krachen aus den Angeln flog und etwa zehn vermummte, schwer bewaffnete Gestalten in die Wohnung stürmten. Innerhalb von zwei Sekunden lag Meyer auf dem Boden, mit den Knien von zwei der Gestalten in seinem Genick und den Händen auf dem Rücken mit Kabelbindern verzurrt.

„Keine Bewegung!“, schrie ihn einer der Männer an. „Ja wie sollt´ ich´n das auch machen, du Dumpfbacke!“, rief Meyer erbost und bereute es gleich wieder, als er die Antwort, in Form eines Gummiknüppels auf seinem Rücken spürte.
„Herr Meyer, sie sind vorläufig festgenommen. Aufgrund eines vorliegenden Durchsuchungsbefehls durchsuchen wir jetzt ihre Wohnung nach Dingen, die den Verdacht erhärten könnten, das sie Mitglied einer terroristischen Vereinigung sind.“
„Das ich was bin! Habt ihr ´n Riss im Plätzchen, oder was? Ich bin Buchhalter bei…“, wieder landete der Knüppel auf seinem Rücken und er beschloss erstmal nichts mehr zu sagen.
„Perser im Wohnzimmer!“, hörte Meyer einen Mann aus einem Wohnzimmer rufen.
„Ahaaaaa…!“ keifte der über ihm. Da haben wir doch schon was!“
„Einen Teppich…?!“, stöhnte Meyer unter dem Druck der Knie und malte sich anhand der Geräusche aus dem Wohnzimmer aus, was in Kürze noch davon übrig sein würde.
„Jaaaa, einen Teppich Wer weiß von wem sie den wohl geschenkt bekommen haben.“
„Von Tante Hildeg…“, brachte Meyer noch hervor, bevor ihn der Schlag ins Gesicht traf.
„Wo befindet sich ihr Computer? Und am Besten sie rücken gleich mit dem Passwort raus, sie perverses Miststück, sonst müssten wir nämlich etwas deutlicher danach fragen.“
„Ich habe keinen Computer…, sie sind hier irgendwie falsch.“ sagte Meyer.
„Ok, jetzt reicht´s. Hoch mit ihm!“

Der Mann der wohl eindeutig der Kommandeur der Truppe war und von dessen Gesicht, genau wie bei den anderen, gerade mal die Augen zu sehen waren stand nun direkt vor Meyer, der mehr schlecht als recht von den Zweien, die eben noch in seinem Genick gesessen hatten, festgehalten wurde. Aus seinem Mund tropfte Blut und seine Brille hing ihm, in zwei Teile gebrochen quer und schief im Gesicht.

Während vier weitere Vermummte mit ihren Maschinenpistolen den Flur „absicherten“ und drei immer noch im Wohnzimmer, auf der Suche nach einem Computer, alle Schränke ausräumten, stand der Kommandeur nun direkt vor Meyers Gesicht, hielt ihm eine Pistole an die Schläfe und begann, sehr unheimlich zu flüstern.

„Jetzt pass mal auf, du Made! Wir haben nicht nur die Hinweise deines Nachbarn, aus denen ziemlich klar hervorgeht, das du ein verdammter…“ Weiter kam er nicht, denn in dem Moment kam Frau Meyer, völlig schlaftrunken in den Flur getorkelt, murmelte vor sich hin: „Karl, sach ma´spinnst du, was issen hier für´n Krach?“ und stolperte im selben Augenblick über einen Haix Ranger GSG 9 Polizei Einsatzstiefel. Sie fiel direkt einem Beamten in die Arme, oder wäre gefallen, wenn der die Arme frei gehabt hätte. So aber riss er nur seine Heckler & Koch MP 5 hoch, an der sich Frau Meyer verzweifelt festzuhalten versuchte, wohl in der Hoffnung ihren Sturz dadurch etwas lindern zu können. Ein Schuss löste sich, Frau Meyer rutschte mit dem Gesicht an dem Beamten runter, blieb mit dem Auge noch kurz am Knauf seines, im Gürtel steckenden Messers hängen und prallte dann, ziemlich derb neben den Einsatzstiefeln auf.

Noch bevor sie unten angekommen war und sich ihre dritten Zähne, über den Boden kullernd, selbstständig machten, schossen die anderen Männer, sichtlich in Panik geraten, wild im Flur umher. Die drei aus dem Wohnzimmer kamen hinzu und schossen, ohne genau zu wissen worauf, lustig mit. Nach etwa zwei Minuten gebot der Kommandeur, laut „Feuer einstellen“ rufend dem ganzen Treiben Einhalt. Das Bild das sich ihm dar bot war so gar nicht das, was er sich von diesem Einsatz erhofft hatte. Sechs seiner Beamten lagen blutüberströmt auf dem Boden. Mehr oder weniger alle über Frau Meyer gestapelt, die inzwischen mehr an ein Küchensieb, durch das man Tomaten passiert hatte, erinnerte, als an die 62 jährige Frau, die sie vor zwei Minuten noch war.

Meyer stand mit dem Rücken an seine Flurgarderobe gelehnt, wusste nicht recht was er als nächstes denken sollte und beobachtete, wie ein weiterer Beamter, der wohl in der ganzen Zeit im Hausflur geblieben war, auf den Kommandeur zu lief und dem etwas ins Ohr flüsterte.

„Ach…“, sagte der Kommandeur. Und etwas später: „Oh.., iss ja…, ja nun…, ähmmm.“ Er drehte sich langsam zu Meyer um, nahm seine schwarze Maske vom Gesicht und grinste, sichtlich verlegen.

„ Ja…, also…, hehe, Herr Meyer…, sieht aus als hätten wir…, ich hör grad, da wohnt im dritten Stock noch ein Meyer. Und der wird sogar M-a-i-e-r geschrieben, gar nicht so wie sie…, M-e-y…, ähmmm…, ja was soll ich sagen? Dann machen wir uns wohl mal wieder vom Acker, hehe. Nichts für Ungut, Herr…, Meyer. Schönen Tag noch!“

Schweißgebadet schreckte Holger Maier in seinem Bett hoch. „Was für ein fieser Traum, was für ein fieser Traum…“, murmelte er in sich hinein, als er auf den Laptop neben seinem Bett schaute, auf dem immer noch der Film lief und den er wieder mal nicht ausgemacht hatte, bevor er einschlief. Beruhigt stellte er fest, dass sein Halbnamensvetter aus dem zweiten Stock laut hörbar schnarchte. Er war immer noch ganz in Gedanken an den Traum, als er um 4.31 auf sein Fahrrad stieg und zur Arbeit, in die Backstube Schröder fuhr. Ein paar Meter von seinem Haus entfernt, konnte er gerade noch dem heranrasenden Mannschaftswagen der Polizei ausweichen und ums Haar hätte es doch noch ein Unglück gegeben.

www.oliver-wellmann.de

Check Also

„Bundes-Tag ist der Name für ein großes Haus in Berlin“

Falls Sie beim Leser dieser Überschrift an meinem Verstand zweifeln sollten, so lassen Sie mich …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert