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Fotografie, Keramik und experimentelles Schuhdesign im GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig

grassi museum nachtSeit das Leipziger Grassimuseum im Dezember 2007 nach umfangreicher Rekonstruktion wieder eröffnet wurde, sind die Besucherzahlen in den drei Museen für Angewandte Kunst, Völkerkunde und Musikinstrumente von Jahr zu Jahr gestiegen. Mehr als die Hälfte der Besucher zieht es dabei in das Museum für Angewandte Kunst, eines der bedeutendsten Museen seiner Art in Europa. Nach der Eröffnung des ersten Ausstellungsrundgangs der neu konzipierten Dauerausstellung „Antike bis Historismus“ am 1. Dezember 2007 kamen allein im Dezember 15.000 Besucher in das Museum. Mit der Eröffnung des zweiten Rundgangs „Asiatische Kunst. Impulse für Europa“ im Jahr 2010 und des dritten Rundgangs „Jugendstil bis Gegenwart“ im März 2012 zieht die nun komplette Ständige Ausstellung kontinuierlich Besucher aus Leipzig, Deutschland, Europa und darüber hinaus an.

Das Museum wirbt daneben auch mit interessanten Sonderausstellungen. Noch bis zum 7. April 2013 ist in der architektonisch imposanten Pfeilerhalle Spritzdekor-Keramik des Art déco aus der Sammlung Klaus Freiberger unter dem Motto „Zacken und Bögen“ zu sehen und bis zum 3. März 2013 die sehenswerte, in Kooperation mit den Deichtorhallen Hamburg / Haus der Photographie entstandene Ausstellung „Zwei Leben für die Fotografie – Lilian Bassmann und Paul Himmel“. Die Ausstellung stellt das Werk des Künstlerpaares Lillian Bassman (1917-2012) und Paul Himmel (1914-2009) vor, die in über 70jähriger gemeinsamer Arbeit jeweils ein beeindruckendes fotografisches Oeuvre geschaffen und Fotografiegeschichte geschrieben haben. Neben einer großen Auswahl an Fotoarbeiten sind vier Filme über Leben und Wirken beider Künstler zu sehen, in denen auch die Protagonisten zu hören und zu sehen sind. Im Jahr 2009 hatte das Haus der Photographie in Hamburg erstmals Arbeiten beider Künstler in einer Retrospektive präsentiert.

keith haring shoeAb dem 28. März und bis zum 29. September 2013 präsentiert das Museum unter dem Motto „Starker Auftritt! Experimentelles Schuhdesign“ rund 100 faszinierende und überraschende Schuh-Kreationen aus aller Welt. Bekannte Künstler, Architekten und Designer wie Keith Haring oder Zaha Hadid haben den Schuh für sich entdeckt und gestaltet. Sie stellen Erstaunliches und Bizarres vor und eröffnen eine Vielfalt ästhetischer und kultureller Facetten. Für die ungewöhnlichen Schuhe wurden oft auch ungewöhnliche Materialien verwendet: neben Leder und Textil auch futuristische Hightech-Stoffe, Keramik, Holz, Glas, Elefantendung und Papier. Die Ausstellung, die durch Fotos und Videos von Schuh-Performances ergänzt wird, entsteht in Kooperation mit der Niederländerin Liza Snook, die ein virtuelles Schuhmuseum: (www.virtualshoemuseum.com) betreibt.

Unter dem Motto „Gestaltung für den modernen Haushalt. Produktdesign des 20. und 21. Jahrhunderts“ werden vom 16. April bis 16. Juli 2013 Porzellangeschirre, Bestecke, Trinkgläser, Vasen, Küchengeräte- und -maschinen, Leuchten und Dekorationsstoffe in den Vitrinen der Pfeilerhalle gezeigt.

2013 wird das 200 jährige Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig gefeiert. Aus diesem Anlass zeigt das Museum ab dem 23. Juli 2013 unter dem Motto “Kanonenknall und Hausidyll“ Kunsthandwerk zur Zeit der Völkerschlacht bzw. aus der Zeit zwischen der Französischen Revolution und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu sehen sein werden Exponate der Tafelkultur wie reich verzierte Porzellantassen, Leuchter, Gläser, Silber- und Eisenkunstgussarbeiten, aber auch Möbelbeschläge, Mode und Accessoires und Spielzeug. Alle Exponate weisen die charakteristischen Formen und Dekore des in dieser Zeit vorherrschenden Stilpluralismus von Klassizismus, Empire und Biedermeier auf. Daneben wird eine Auswahl von Musikinstrumenten, Hieb-, Stich- und Feuerwaffen, medizinischen Instrumenten und von der aufkommenden Ägyptomanie beeinflusste Objekte die Präsentation ergänzen.

Mit der Ausstellung „Gefäss / Skulptur II – Deutsche und internationale Studiokeramik seit 1946“, die am 17. November 2013 eröffnet und bis zum März 2014 zu sehen sein wird, knüpft das Museum an die 2008 gezeigte Ausstellung „Gefäss / Skulptur“ an. Aufgrund der damaligen Sonderausstellung und des dazu erschienenen Katalogbuches erfuhr das Museum hohe Würdigung durch die Fachwelt und erhielt darüber hinaus zahlreiche bedeutende Schenkungen, die im November in einer repräsentativen Auswahl erstmalig vorgestellt werden. Parallel dazu zeigt das Museum die Wettbewerbsausstellung des Richard-Bampi-Preises 2013, des höchstdotierten deutschen Förderpreises für junge Keramiker und spannt damit einen keramischen Bogen von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.

Seit seiner Neueröffnung 2007 werbe ich gern für das Grassimuseum in meiner Geburtsstadt Leipzig, das ich schon als Schülerin mit meiner Klasse besuchte. Fasziniert bin ich von seiner wunderbaren Art-Déco-Architektur und der fantastischen, umfangreichen Dauerausstellung. Gern besuche ich auch die jährlich stattfindende Grassimesse und interessante Sonderausstellungen und auch im hinter dem Museum liegenden und heute als Park dienenden Alten Johannisfriedhof verweile ich gern. Am wertvollsten an dem Komplex aus Museum und Parkfriedhof scheint mir jedoch, dass ich an diesem Ort den wieder erstandenen Geist des Leipziger Bürgertums vergangener Zeiten spüren kann.

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